Seiten

Mittwoch, 28. November 2012

Lauchtarte mit Ziegenkäse, Tomate und Eierguß

Lauch ist ein altes Gemüse. Schon mehr als 7000 Jahre ist Lauch bekannt und beliebt. Wilder Lauch wurde  in den Ruinen der um 7000 v. Chr. zerstörten Stadt Jericho gefunden. Die Ägypter fütterten um 3200 v.Chr. die Arbeiter, die ihnen ihre Pyramiden bauten, ebenfalls mit Lauch. Aus dieser Zeit stammen auch die ersten schriftlichen Belege über den Anbau von Lauch. Da heißt es: “Man zahle ihm tausend Laib Brot, hundert Krüge Bier, einen Ochsen und hundert Bund Porree“. Der sumerische Herrscher Urnammu (um 2100 v.Chr.) ließ Lauch in den Gärten der Stadt Ur (heute Tell el-Muqejjir) in Mesopotamien anbauen.
Der römische Kaiser Nero wurde sogar - hinter vorgehaltener Hand - Porrophagus (Lauchfresser) genannt, weil er regelmäßig Lauch aß, um seine Stimme mit dem im Lauch enthaltenen Senföl zu ölen. Den Meinungen von Neros Zeitgenossen nach, hat das wohl nicht viel geholfen.  Wenn man sich Peter Ustinovs geniale Darstellung des Kaisers  Nero im Film Quo vadis erinnert, wie er "..brenn‘ weiter, du altes Rom" vor der in Flammen stehenden Stadt Rom zur Lyra singt,  kann sich unschwer vorstellen, wie Kaiser Nero sich angehört haben muß. Ustinov erzählte einmal, sein Gesangslehrer hätte ihm geraten “atmen Sie mit der Stirn, denken Sie mit dem Zwerchfell, singen Sie mit dem Auge”.


Wahrscheinlich ist der Lauch im Mittelalter aus Italien nach Mitteleuropa gekommen. Unser heutiger Lauch (Allium porrum), u.a. auch Porree, Welschzwiebel, Spanischer Lauch oder Aschlauch genannt, ist eine Form des Ackerlauchs (Allium ampeloprasum), der im gesamten Mittelmeeraums wild wächst. Einer türkischen Insel gab der Lauch seinen Namen: Der Bucht von Adrasan ist eine kleine Insel vorgelagert - die Lauchinsel. Um 640 n.Chr. soll Lauch vom Britenkönig Cadwallader als Erkennungszeichen für seine Truppen verwendet worden sein. Seit dieser Zeit ist Lauch Bestandteil des Wappens von Wales, was in Shakespeares Heinrich V. nachzulesen ist, in dem nämlich Fluellen eine Lauchpflanze am Hut trägt. Pistol verkündet:Sag ihm, ich will sein Lauch ihm um den Kopf am Davidstage schlagen!
Die walisische Sitte, am 1. März Nationalfeiertag und Sankt-Davids-Tag, Lauch mit sich zu führen, geht auf den siegreichen Ausgang einer Schlacht zurück, in der sich die Waliser an der Pflanze erkannten, die sie wie eine Feder am Hut stecken hatten. Das schottische Nationalgericht ist cook-a-leeki, eine Hühnersuppe mit viel Lauch und anderem Gemüse.

 Unter Karl der Große war Lauch sehr beliebt. Der Kaiser hatte eine Liste von Gemüsepflanzen, die er in seinem Reich anbauen ließ, darunter befand sich auch Lauch. Der spätmittelalterliche bayrische Arzt Johannes Hartlieb (ca.1410 – 1468), war allerdings der Ansicht, der Genuß von Lauch führe zu Cholera, sei schädlich für den Magen und schaffe schlechte Träume. Folgerichtig war dieses gar schröckliche Kraut für ihn Bestandteil der Hexenküche. Hartlieb mochte wohl keinen Lauch und keine weisen Frauen. Die verwendeten nur den Lauchsamen, weil er keimtötend wirkt und unerwünschte Fäulnis- und Gärungsprozesse im Darm unterbindet. Prompt sank jedoch die Beliebtheit des Lauchs im Mittelalter. So verschwand der Lauch im 16. Jahrhundert allmählich von der Speisekarte.. Bei seiner Rückkehr im 19. Jahrhundert wurde er auch nicht besonders geschätzt. Lange Zeit war Lauch nur Bestandteil vom Suppengemüse. Noch vor 50 Jahren war er ein ausgesprochenes Arme Leute-Essen.
 Die Zeiten der mittelalterlichen Vorurteile scheinen glücklicherweise vorbei zu sein. Jetzt erlebt der Lauch zu Recht einen neuen Aufschwung. Lauch ist ein wichtiger Bestandteil vieler Eintöpfe, es gibt aber auch zahlreiche Gerichte, in denen Lauch als Solist auftritt.

Lauchtarte mit Ziegenkäse, Tomate und Eierguß
2 dicke Lauchstangen
100-150 g Ziegenfrischkäsetaler
2 Tomaten
1 EL Senf
250 g Mürbeteig (ich nahm tiefgekühlten)
100 g Gruyérekäse
100 g Créme Fraîche
2-3 EL Sahne
2 Eier
1 TL Butter
Salz und frisch gemahlener Pfeffer
Backpapier
Die Menge ist ausreichend für eine Pieform mit 25 cm Durchmesser und 3 cm Höhe...


Den Mürbeteig nach Vorschrift auftauen lassen. Backofen aufg 200ºC vorheizen.
Lauch waschen und in feine Ringe schneiden. Nur das Weiße verwenden. In kochendem Salzwasser 5-6 Minuten blanchieren. In ein Sieb abschütten. Butter in einer Pfanne schmelzen. Die abgetropften Lauchringe in der Butter etwas anbraten. Tomaten in feine Lamellen schneiden. Samenkerne entfernen. Gruyèrekäse grob reiben.

Eine Pie- oder Tarteform mit Backpapier auslegen. Den Mürbeteig in der Form verteilen. Die Ränder etwas hochziehen. Teigboden mehrfach mit einer Gabel einstechen und mit Senf bestreichen. Ziegenkäsetaler zerbröseln und auf den Teigboden verteilen. Tomatenstücke dazulegen. Den vorbereiteten Lauch darüber verteilen.

In einer Schüssel Eier, Créme Fraîche und Sahne gut verrühren. Den geriebenen Käse unterrühren. Kräftig mit Salz und Pfeffer würzen. Vorsichtig über die Lauchtarte gießen. In den vorgeheizten Backofen schieben und bei 180ºC circa 35-40 Minuten backen. Eventuell mit Alufolie abdecken, wenn die Oberfläche vor der Zeit zu braun werden sollte.

4 Kommentare:

  1. Eine leckere Mahlzeit mit einer informativen Geschichte.
    So mag ich das!

    Mit leckerem Gruß, Peter

    AntwortenLöschen
  2. @Peter. Dankeschön. Die Lauchtarte könnte Dir sicher auch shcmecken.

    AntwortenLöschen
  3. Habe jetzt erst Deinen Blog gefunden. Schoen ist er (oder die oder das Blog?). Ich bin ein absoluter Lauchfan und werde die Tarte bald ausprobieren.

    AntwortenLöschen
  4. @kitchen roach: Freut mich, daß Dir mein Blog gefällt. Lass' Dir die Lauchtarte schmecken

    AntwortenLöschen