Donnerstag, 21. Juli 2011

Klassiker aus Frankreich: Tarte Tatin mit Feigen

Daß der gastronomische Klassiker Tarte Tatin, ein französischer Apfelkuchen von internationalem Renommé,  überhaupt nichts mit dem literarischen Klassiker Tartarin von Tarascon zu tun hat, der Held der bezaubernden Erzählung von Alphonse Daudet, wurde mir erst klar, als ich Kochen und Französisch lernte. Beides geschah ungefähr gleichzeitig.
 Daudets Tartarin ist ein aufschneiderischer Südfranzose der seine Abenteuer nur in der Fantasie erlebt. Tarte Tatin ist eine sehr reale, leckere Apfeltarte und soll ihre Existenz einem Mißgeschick verdanken. Die betagten Schwestern Stéphanie und Caroline Tatin führten das Hotel Tatin mit Restaurant  in Lamotte-Beuvron im Loiretal und buken Apfelkuchen. Einer der beiden Damen fiel der fertige Apfelkuchen aus der Hand und – wie jedes ordentliche Butterbrot das auch tut –  die Tarte fiel natürlich auf die Apfelseite. Die Obstschicht blieb heil, aber der Boden war von dem Sturz beschädigt. Daraufhin hätte die unerschrockene Dame den Kuchen mit der Fruchtseite nach unten wieder in die Form und neuen Teig darübergelegt und den Kuchen noch einmal gebacken. Das Hotel Tatin gibt es übrigens heute noch.

 Ob die hübsche Geschichte stimmt, lassen wir dahingestellt.  Die Schwestern Tatin haben dem Kuchen tatsächlich ihren Namen gegeben. Als in den 1920er Jahren das Pariser Nobelrestaurant Maxim’s die Tarte des Demoiselles Tatin auf seiner Speisekarte hatte, begann der steile kulinarische Aufstieg.

Eine Tarte Tatin, in Paris auch Tarte du Chef oder Tarte des Demoiselles Tatin genannt, wird kopfüber gebacken. Die Tarte kopfüber, nicht die Bäckerin...Die Tarteform wird mit Butter ausgestrichen und mit Zucker bestreut. Den lässt man bei milder Hitze etwas karamellisieren. Dann kommen die Apfelscheiben  dicht an dicht in den Karamell. Darüber kommt eine dünne Teigschicht aus Blätter- oder Mürbeteig und der Kuchen wird gebacken. Nach dem Backen wird er gestürzt. Die Äpfel sind dann von einer dünnen Karamellschicht überzogen.
Statt Äpfel kann man auch Aprikosen, Birnen, Pfirsiche oder wie ich, frische Feigen nehmen. Versierte Bäckerinnen fertigen für ihre Tarte Tatin sicher einen selbst gemachten Mürbeteig. Da ich alles andere als eine versierte Bäckerin bin, nehme ich ganz normalen, selbst gekauften, tiefgekühlten Blätterteig.

Wenn sich jemand über die leere Stelle auf meiner Tarte Tatin wundert, das war Katze Jimmy. Sie liebt alles was süß ist und kann sogar Pralinen fein säuberlich aus Stanniolpapier auswickeln. In einem unbeobachteten Moment stibiezte sie mir eine Feige von der Tarte und verzehrte sie genüßlich auf der Fensterbank.


Tarte Tatin mit frischen Feigen
80 g Zucker
30 g Butter
600 g frische Feigen (oder Äpfel oder Birnen, etc.)
1 EL Zucker mit Zimt vermischt
40 g Butterflöckchen
300 g aufgetauter TK-Blätterteig

Aus Zucker und Butter unter ständigem Rühren einen hellen Karamell zubereiten. In eine  mittelgroße Tarteform gießen. Feigen längs halbieren - oder wenn sie sehr groß sind quer in dicke Scheiben schneiden -  und dicht an dicht kreisförmig in die Form legen. Mit der Zimt-Zuckermischung bestreuen und die Butterflöckchen darauf verteilen.

Backofen auf 200ºC vorheizen.
Den Blätterteig etwas größer als die Form auswellen auf die Form legen und gut verschließen. Den Teig fest zwischen Formrand und Feigen andrücken. Mit einer Gabel Löcher in den Teig stechen.

Bei 200ºC  circa 15-20 Minuten backen. Die Tarte etwas abkühlen lassen, dann vorsichtig stürzen.

6 Kommentare:

Susi L. hat gesagt…

Wie macht man aus Butter und Zucker Karamel? Daran scheitere ich immer wieder, weil ich nicht weiß, ob das jetzt die Butter ist oder der Zucker, was da bräunt. Gibt es da irgendeinen Trick?

Margit Kunzke hat gesagt…

Bräunen soll dieser Karamell ja nicht. Ich weiß nicht ob ich's richtig mache, denn ich lasse den Zucker in der Pfanne schmelzen, gebe unter eifrigem Rühren die Butter zu und warte dann, bis auch die schmilzt. Dann nehme ich die Pfanne vom Herd. Es wird dann beige bis allenfalls hellbraun...

Susi L. hat gesagt…

Danke dir! Das klingt nach einem guten Weg.
Ich bin mittlerweile dazu übergegangen, die beiden Dinge getrennt zu schmelzen, weil der Zucker ja brutal heiß wird. Wahrscheinlich liegt es an deinem emsigen Rühren, dass das klappt.

Margit Kunzke hat gesagt…

Zucker wird brutal heiß. Doch ich lasse ihn auf allerkleinster Flamme ganz, ganz langsam schmelzen. Dann geht's ;-)

kaquu hat gesagt…

Hallo,
mir gefällt es wirklich wie du an deine Rezepte gehst, immer gibt es eine interessante Zusatzinformation oder kleine Geschichte, ich lese diesen Blog einfach gerne und mit viel Interesse, ich finde es spannend.

Gruß Wolfgang

Margit Kunzke hat gesagt…

Danke für das Kompliment, Wolfgang :-)