Meine Großmutter hatte wie viele Frauen ihrer Generation ein
einziges Kochbuch: das Kiehnle Kochbuch. Das vererbte sie meiner Mutter und die
wiederum schenkte es mir. Nun ist das Kiehnle Kochbuch als solches schon
interessant. Was unser gutes Familienstück für mich noch wertvoller macht, sind die vielen
handgeschrieben Zettel mit Rezepten, die sowohl meine Großmutter als auch meine
Mutter in das Kochbuch legten. Die Zettel meiner Großmutter sind noch in der
alten Sütterlinschrift geschrieben, die ich zum Glück gerade noch im ersten Schuljahr
lernte. Sonst hätte ich noch mehr Schwierigkeiten mit dem Entziffern der Rezepte.
Als ich dieser Tage wieder einmal in dem Kiehnle Kochbuch
schmökerte, fand ich einen Zettel mit einem Rezept für Großmutters selbst gemachtem Vanillepudding mit
Rhabarber- Erdbeer-Kompott. Da kamen Kindheitserinnerungen hoch, denn Großmutters Vanillepudding, selbst gemacht natürlich, war einmalig. Schön gelb vom rohen Eigelb und herrlich locker, vom untergerührten, steif geschlagenen Eiweiß.
Der Pudding hat eine lange Geschichte, nicht nur als Süßspeise.
Einst war Pudding eine Art Fleischklops, der in ein Tuch gewickelt in Wasser
gekocht wurde. Heute würden wir diese Puddings eher Pastete nennen, denn sie
enthielten vor allem Fleisch und Fisch.
Doch bevor der Pudding in Tücher gewickelt wurde, gab es im
Mittelalter in England schon die
sogenannten black puddings wie Haggis
und white puddings auf Getreidebasis,
zu deren Herstellung immer ein Tierdarm als Hülle verwendet wurde. Im Jahr 1617
wurde in England erstmals das Puddingtuch erwähnt. Im 20. Jahrhundert wurde das Puddingtuch durch Puddingformen ersetzt.
Auch die Bezeichnung Pudding
stammt aus dem England des 17. und 18. Jahrhunderts. Gemeint war damit der
genannte Kloß aus Brot, Gemüse oder Fleisch. Abgeleitet wurde Pudding von dem
lateinischen Wort für Wurst botellus.
Im ihrem Deutschen Wörterbuch
leiten die Gebrüder Grimm das Wort Pudding allerdings von dem französischen boudin für Blutwurst her.
Die Basis war immer Rindertalg. Noch im 19. Jahrhundert wurden einfache
Puddings aus Talg, Mehl und Brotkrumen in London auf der Straße verkauft. Der
heute noch in der traditionellen englischen Küche servierte Steak and Kidney Pudding ist ein Relikt
aus dieser Zeit. Bread pudding war eine süße Variante des Fleischpuddings, aber bei weitem nicht so beliebt wie die fleischliche Version.
Erst im viktorianischen Zeitalter wurden in England auch
süße Puddings populär, was vermutlich auf den Einfluß des deutschen
Prinzgemahls von Königin Viktoria zurückzuführen ist. Rezepte
wie Kaiser Pudding oder Albert Pudding tauchten plötzlich auf.
Den Spitznamen Pudding George trug
allerdings schon der Vor-Vor-Vorgänger von Viktoria, König Georg I. aus
Niedersachsen. Er liebte Pudding jeder Art. Es existiert ein Rezepte aus dem Jahr 1714 mit dem
Titel King
George's first Christmas pudding. Ob nun dieser Georg I. für den Georgie Porgie, der später in
englischen Kinderreimen auftauchte …
Georgie Porgie, Puddin' and Pie,
Kissed the girls and made them cry,
When the boys came out to play
Georgie Porgie ran away.
...Pate stand, ist nicht gewiß. Gewiß ist nur seine große
Vorliebe für Pudding.
Als Stärkeprodukte wie Sago und Kartoffelstärke eingeführt
wurden, verschwand der Rindertalg und die Rezepte veränderten sich. Der
Milchpudding entstand und damit wurde das Wort Pudding ein Synonym für Süßspeise. Schon 1870 gab es das erste fertige, süße Puddingpulver. Das
berühmte Dr. Oetker Puddingpulver kam um 1898 auf den Markt. Das Fertigpuddingpulver entwickelte sich innerhalb kürzester Zeit
zum Klassiker. Bereits 1899 wurden zwei Millionen Päckchen davon verkauft.
Vanillepudding mit
Rhabarber-Erdbeerkompott
Für das
Rhabarber-Erdbeerkompott:
500 g
Rhabarberstangen
250 g
Erdbeeren
3 EL Wasser
Zucker nach Geschmack
1 Stück Zitronenschale
Für den
Vanillepudding:
2 Eier
40 g Zucker
40 g Kartoffelstärke
600 ml Milch
40 g Zucker
40 g Kartoffelstärke
600 ml Milch
1 Vanilleschote
Rhabarber waschen, in 2 cm lange Stücke schneiden. In einen Topf
geben, mit Zucker bestreuen und 10 Minuten ziehen lassen. 3 EL Wasser und die Zitronenschale zugeben,
aufkochen und drei Minuten kochen lassen.
Erdbeeren wenn nötig waschen, vierteln oder achteln. Zu dem fertigen, noch heißen Rhabarberkompott geben. Kompott abkühlen lassen.
Für den Vanillepudding von der Milch 100 ml abnehmen und darin die Kartoffelstärke verrühren. Vanilleschote längs halbieren und auskratzen. Mark, Vanilleschote und Zucker zur Milch geben und aufkochen. Die Stärke langsam mit dem Schneebesen in die heiße Milch rühren. Circa 1 Minute kochen lassen, dann vom Herd nehmen. Vanilleschote entfernen.
Eier trennen. Eiweiß steif schlagen. Die Eigelb unter den
Vanillepuding rühren. Dann das Eiweiß vorsichtig unterziehen. Die Masse eine
Puddingform füllen. Will man den Vanillepudding stürzen, die Form erst mit
kaltem Wasser ausspülen.
Vanillepudding und Rhabarber-Erdbeerkompott im Kühlschrank
gut kühlen. Zum Servieren den Vanillepudding stürzen und das Rhabarber-Erdbeerkompott drumherum verteilen.
Echt sehr schön, so etwas zu finden und weiter zu geben. Schade, dass ich so etwas nicht in meiner Familie habe, das wäre aber ein Ansporn ein eigenes für meine zukünftigen Kinder anzulegen... ;)
AntwortenLöschenGute Idee Bonnie. Deswegen heißt dieser Blog auch Kochbuch für Max und Moritz. Er ist für meine beiden Söhne gedacht ;-)
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