Natürlich sind das keine arroganten Kartoffeln, wie ich beim ersten Drüberschauen zu lesen glaubte. Das Verb arraganare ist apulischer Dialekt und bedeutet auf Deutsch gratinieren, überbacken. Kein Wunder, daß ich es nicht in meinem italienischen Wörterbuch fand. Die Italiener sagen gratinare dazu. Nicht nur das Wort, sondern auch das ganze Gericht Patate arraganate sind apulischer Provenienz.
Apuliens Küche ist einfach und rustikal. Sie wird oft als die authentischste
Mittelmeerküche bezeichnet. Gemüse sind eine
der Grundzutaten der apulischen Küche.
In
den künstlich bewässerten Ebenen, Apulien ist die flachste Region Italiens, werden
Tomaten, Zucchini, Brokkoli, Paprika, Kartoffeln, Spinat, Auberginen,
Rosenkohl, Fenchel, Zichorien Kichererbsen, Linsen und Bohnen angebaut. Noch
bekannter ist Apulien als Italiens Kornkammer. Die süditalienische Region
liefert einen Großteil des Hartweizens, den man in ganz Italien zur Herstellung
der Nudeln benötigt. Da wundert es nicht, daß Nudeln und Brot in der apulischen
Küche eine große Rolle spielen. Apulien ist aber auch der größte
Olivenölproduzent Italiens. Das würzig–fruchtige Öl aus vollreifen Oliven ist
sowohl in Italien als auch im europäischen Ausland beliebt.
Mit über 800 Kilometer Küste hat Apulien im Südosten
Italiens auch ein reiches Fischangebot. Mit ihren kompliziert anmutenden
Fangmaschinen, den trabucchi, holen
die Fischer aus der Adria allerlei Fische und Meeresfrüchte: Zahnbrasse, Oktopus,
Hummer, Tintenfisch Zackenbarsch, Drachenkopf, Meerbarbe, Goldbrasse, etc.,
etc. Im Mar Piccolo, dem kleinen
Meer im Golf von Taranto, finden sich riesige Zuchtbetriebe für
Miesmuscheln und Austern.
Die fischige Version, Cozze
arraganate, Miesmuscheln in einen Tontopf gelegt und mit Weißbrotbröseln
Oregano, Knoblauch und Petersilie, Olivenöl, Weißwein und Tomatensaft gewürzt
und im Ofen überbacken, heißt außerhalb von Apulien Cozze alla tarantina.
Oregano ist das sowohl für die Patate arraganate als auch die Cozze arranganate unverzichtbare Würzkraut. Ich finde, man sollte hier weder an Oregano noch Olivenöl sparen. Denn die unterste Kartoffelschicht, so richtig schön mit Olivenöl vollgesogen, schmeckt am besten. Mit einem frischen Salat aus Fenchelknollen, Radicchio und Orangen hat man ein wunderbar mediterranes Hauptgericht.
Patate arraganate - Röstkartoffeln mit Tomaten, Oregano und Basilikum
600 g Kartoffeln, festkochend
2 rote Zwiebeln
400 g
Kirschtomaten
1 TL Oregano, frisch oder getrocknet
1 Handvoll Basilikum, ersatzweise glatte Petersilie
Mildes Olivenöl nativ extra
1 Schuß Weißwein
Salz und frisch gemahlener Pfeffer
Eine flache, feuerfeste Form großzügig mit Olivenöl
auspinseln. Den Boden mit einer Schicht Kartoffelscheiben belegen. Mit
Oregano, Basilikum, Salz und Pfeffer bestreuen. Darauf eine Schicht
Zwiebelstreifen und halbierte Kirschtomaten verteilen. Mit etwas Olivenöl beträufeln.
Darüber wieder eine Schicht Kartoffelscheiben legen und wie beschrieben
fortfahren, bis alles aufgebraucht ist. Mit einer Kartoffelschicht abschließen.
Das restliche Olivenöl und den Weißwein darüber träufeln. Die Form mit Alufolie
abdecken und im vorgeheizten Ofen bei 180ºC circa 40 Minuten backen. Dann die
Folie entfernen und die Kartoffeln mit einer Gabel vorsichtig vom Boden lösen.
Weitere 15-20 Minuten backen, bis die Kartoffeln goldbraun sind. Schön heiß
servieren.
Mit diesem Gericht holst Du mitten im Januar den Frühling - das passt zu den Temperaturen hier im Tessin: Wir haben Sonne pur und 23 Grad!!!
AntwortenLöschen@Sabine: Uns haben die "arroganten" Kartoffeln so gut geschmeckt, daß wir sie zu jeder Jahreszeit essen könnten
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