Wenn ich die Fotos von meinen mit roten Linsen gefüllten Kohlrabis anschaue stelle ich fest, daß ich meine Brille nicht nur zum Lesen aufsetzen muß, sondern so langsam auch zum Schälen von Kohlrabi. Die paar holzigen Stellen die ich übersehen hatte, ließen sich nach dem Backen jedoch problemlos abziehen.
Kohlrabi erhält man auf spanischen Märkten höchst selten. Da die hellgrünen oder lilafarbenen Knollen zu meinem Lieblingsgemüse zählen, greife ich immer zu, wenn Kohlrabi angeboten werden. Kohlrabi gilt als typisch deutsches Gemüse. Mit circa 40.000 Tonnen Kohlrabi jährlich ist Deutschland der größte Erzeuger und auch der größte Verbraucher innerhalb Europas. Über 100 Millionen Stück Kohlrabi werden im Jahr umgesetzt. Man unterscheidet zwei Sorten Kohlrabi. Die blauvioletten und die hellgrünen Kohlrabi. Das Fruchtfleisch ist aber bei allen Sorten weiß.
Der Kohlrabi gehört zu der Familie der Kreuzblütler. Er ist durch eine Kreuzung aus wildem Kohl und der wilden weißen Rübe entstanden. Obwohl seine Heimat liegt vermutlich in Nordeuropa liegt, war er schon den alten Römern bekannt. Wahrscheinlich ist der Kohlrabi ein Abkömmling des Pompejaner Kohls. Die Römer haben das Gemüse botanisch schon richtig eingeordnet, sie nannten es caulorapa, die Stängelrübe. Kohlrabi entwickelt sich aus dem mittleren Stiel der Pflanze. Er bläht sich gewissermaßen auf und verdickt sich zu einer fleischigen Knolle. Es kommt zu der Ausbildung der so genannten Sprossknolle. Somit zählt Kohlrabi zu den Stängelgemüsen.
Die ersten sicheren Nachweise für Kohlrabi gibt es aus Mitteleuropa
erst im 16. Jahrhundert. Die Zeichnungen einiger Kräuterbücher aus dieser Zeit
zeigen eindeutig einen Kohlrabi. Aus dem
18. Jahrhundert stammen erste Hinweise auf plattrunde Knollen. In Deutschland
war der Kohlrabi besonders im 19. Jahrhundert verbreitet und beliebt.
Der hessische Maler Karl Wilhelm Diefenbach (1851 in Hadamar geboren und
1913 auf Capri gestorben), liebte Kohlrabi ganz besonders. Da er für zu seiner
Zeit noch recht ungewöhnliche vegane Ernährung warb, wurde er von seinen
Zeitgenossen als Kohlrabi Apostel verspottet. Der selbsternannte
Prophet, predigte um 1900 eine neue Lebensweise: barfüßig und in Kutte
lief Diefenbach durchs Leben, aß kein Fleisch und propagierte die
Nacktheit. Das Wien Museum widmet dem Exzentriker derzeit in der
Hermesvilla eine Ausstellung.
Kohlrabi mit roten
Linsen gefüllt auf Joghurt-Minze-Sauce
4 mittelgroße Kohlrabi
120 g
rote Linsen
das Weiße einer Lauchstange
1 junger Knoblauch oder 1 Knoblauchzehe
½ Stange Sellerie
1 Karotte
1 Eigelb
2 EL Olivenöl
400 ml Gemüsebrühe
1/8 l Orangensaft frisch gepresst
1-2 TL Raz el Hanout
3 EL frisch geriebener Parmesan
3 EL Feta
2 Vollmilchjoghurt
Limettensalz
Pfeffer aus der Mühle
4 Zweige frische Minze
1-2 Zweige glatte Petersilie
Kohlrabi schälen in Salzwasser circa 30-40 Minuten kochen. Lauch, jungen Knoblauch und Stangensellerie in kleine Würfel schneiden.
Karotte schaben und in kleine Würfel schneiden.
Olivenöl in einem Topf erhitzen. Gemüse und rote Linsen im
heißen Öl unter Rühren 3-4 Minuten anschwitzen. Gemüsebrühe und Orangensaft
angießen und 8-10 Minuten bei mittlerer Hitze köcheln. Die Linsen sollten nicht
zerfallen. In ein Sieb abschütten und das Gemüse in eine Schüssel füllen. Mit
Parmesan, zerbröseltem Feta und Eigelb gut vermischen. Dann mit Salz, Pfeffer
und Raz el Hanout abschmecken.
Den Backofen auf 180ºC vorheizen. Die Kohlrabi aus dem
Kochwasser nehmen. Mit einem Kugelausstecher oder Teelöffel das Innere bis aus
einen Rand von circa 1 cm
ausstechen. Kohlrabi mit der Linsenmischung füllen. Mit Butterflöckchen
bestreuen, die ausgestochenen Kohlrabikugeln drumherum legen und etwas
Kohlrabikochwasser angießen. In den vorgeheizten Backofen schieben und bei 180ºC circa 25-30 Minuten backen.
Für die Joghurt-Minze-Sauce Petersilie- und Minzeblättchen
fein hacken. Mit dem Joghurt verrühren und mit Salz und Pfeffer abschmecken. Zu
den gefüllten Kohlrabi servieren.
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