Dienstag, 18. Juni 2013

Gebackene Aprikosen mit Rohrzucker und Orangenthymian

Dieses Jahr übertrifft sich mein Aprikosenbaum wieder einmal. Die Zweige biegen sich geradezu unter der Last der goldorangen Früchte. Aprikosen haben einen Nachteil: Sie werden praktisch alle zur gleichen Zeit reif. Man muß sich also sputen, um die süß-aromatischen Früchte schnell zu verarbeiten, ehe sich die Wespen an ihnen gütlich tun. Zum Glück lassen sich Aprikosen ausgezeichnet einfrieren und gute Freunde freuen sich auch über die frischen Früchte.
Was mache ich nun mit so viel Segen? Einen Clafoutis mit Aprikosen gab es zum Sonntagskaffee. Dieses Jahr werde ich auch versuchen, Aprikosen zu trocken. Getrocknete Aprikosen, orejones genannt,  werden in der arabischen und andalusischen Küche gern in Tajines und Eintöpfen verwendet. Dieser Nachtisch aus gebackenen Aprikosen mit Rohrzucker und Orangenthymian ist so einfach wie gut. Man sollte allerdings wirklich Rohrzucker verwenden, denn dieser trägt mit seinem unnachahmlichen karamellartigen Geschmack viel zu diesem simplen Nachtisch bei. Weißer Zucker wäre hingegen nur süß.
 Zuckerrohr stammt ursprünglich aus Nordbengalen und Indien. Auch in China und im Nahen Orient wurde Zuckerrohr schon um 4.500 v.Chr. kultiviert. Ein Admiral von Alexander dem Großen schrieb im 4. Jhdt. v.Chr, er habe in Indien ein Zuckerrohr entdeckt, das Honig ohne die Hilfe von Bienen produziere. Um 100 v.Chr. lernten die Griechen und Römer den Rohrzucker kennen und nannten ihn interessanterweise Salz aus Indien. Das Wort Zucker stammt ursprünglich stammt dem Sanskritwort sarkara für süß. Die Araber machten sukkar daraus. Das Wort sukkar gelangte als azúcar, Zucker, sugar, sucre, etc. in den europäischen Sprachraum. Als die Araber im Jahr 640 n.Chr. Ägypten eroberten, brachten sie Zuckerrohr mit und pflanzten es an den Ufern des Nils an. Von Ägypten aus verbreitete sich der Rohrzucker in ganz Nordafrika und Südeuropa. Im 10. Jhdt. n.Chr. pflanzten die Mauren des Al-Andalus Zuckerrohr in Andalusien und Südspanien an. Mittlerweile war der Rohrzucker ein wichtiger Bestandteil der arabisch-andalusischen Küche geworden. Auf seiner zweiten Reise nach Südamerika 1496 nahm Christoph Columbus das Zuckerrohr mit nach Südamerika. Die Portugiesen legten riesige Zuckerrohrplantagen in Brasilien an. Die Franzosen führten das Zuckerrohr in ihren Kolonien in am Indischen Ozean ein; die Holländer brachten ihn auf die Antillen und die Spanier exportierten die Zuckerrohrpflanze wieder auf die Philipinen und andere Inseln im Pazifischen Ozean. Ende des 17. Jahrhunderts waren der Anbau und Konsum von Zuckerrohr bzw. Rohrzucker praktisch in der ganzen Welt verbreitet. Über 200 Jahre waren Anbau, Transport und Handel von Rohrzucker nach Europa die wirtschaftliche Grundlage der Kolonien und des Reichtums der Könige in Lissabon und Madrid. Allerdings konnten nur die Reichen Rohrzucker genießen, denn er war sehr teuer. Der Rest der Bevölkerung mußte mit Honig süßen. Erst als im Jahr 1747 Andreas Margraff, ein Apotheker aus Berlin entdeckte, daß man aus Rüben Zucker herstellen konnte, der praktisch die gleichen Eigenschaften hatte wie der Rohrzucker, wurde Zucker eienr breiten Bevölkerung zugänglich. Der Chemiker Franz Carl Achard schuf die Grundlagen der industriellen Zuckerproduktion. Die erste Rübenzuckerfabrik der Welt entstand in Cunern in Schlesien. Etwa ab Mitte des 19. Jhdts. sank dank der industriellen Herstellung von Rübenzucker der Zuckerpreis derart, daß auch die ärmere Bevölkerung tief in den Zuckertopf greifen und nach Herzenslust süßen konnte. Die Produktion von Rohrzucker verlor ihre Bedeutung.
In dieser Zeit (1840) erfand auch Jacob Rad, Direktor der Dascitzer Zuckerraffinerie den Würfelzucker. Aus den damals noch üblichen Zuckerhüten mußte man den Zucker stückweise herausbrechen. Rads Frau Juliane hatte sich dabei am Finger verletzt. Deshalb waren die Zuckerhüte rot eingefärbt worden. Frau Juliane bat ihren Mann, doch kleinere Zuckerportionen herzustellen. Er erfand die Würfelzuckerpresse.
Gebackene Aprikosen mit Rohrzucker und Orangenthymian
pro Person 3 Aprikosen
Rohrzucker oder Muscovade-Zucker
einige Zweige Orangenthymian
Sahne
Zimt
Alufolie

Aprikosen waschen und gut abtrocknen. Den Backofen auf 180ºC vorheizen. Alufolie in vier Stücke schneiden, die groß genug sind, daß man je drei Aprikosen darin völlig einwickeln kann.

Je drei Aprikosen auf die Alufolie legen. Mit Rohrzucker und einer Prise Zimt bestreuen und 1-2 Thymianzweige dazulegen. Folie fest verschließen. Die Päckchen in eine feuerfeste Form legen. In den Backofen schieben und circa 20-25 Minuten bei 180ºC backen.

Zum Anrichten die Sahne steif schlagen. Die Aprikosen vorsichtig auf vier Teller verteilen. Den entstandenen Saft darüber träufeln. Mit Schlagsahne und ein paar Blättchen Orangenthymian dekorieren.




Das Rezept stammt aus meinem Kochbuch "Andalusien, Küche und Kultur", das beim Gräfe&Unzer Verlag in München erschien.

2 Kommentare:

Gourmandise hat gesagt…

Inzwischen habe ich diesen Nachtisch nachgekocht und fand ihn wirklich lecker.
Vielen Dank darum für die Anregung.
Gourmandise

So sah es übrigens bei mir aus:
http://gourmandise.wordpress.com/2013/06/30/gebackene-aprikosen-mit-rohrzucker-und-thymian-zu-vanilleeis/

Margit Kunzke hat gesagt…

@|Freut mich, daß diese Nachtisch Dir geschmeckt hat. Er sieht bei Dir auch sehr schön aus.