Donnerstag, 5. Juli 2012

Tapa Nr.44: Es muß nicht immer Kaviar sein: Joghurt mit Seehasenrogen und Gurke

Meine Freundin Julia hat es nicht so mit dem Kochen. Sie ißt lieber. Wenn sie dann einmal zum Essen einlädt, kauft sie allerlei fertige Leckereien und beschränkt das Kochen auf ein Minimum. Neulich hatte Julia mich zu einem sonntäglichen Brunch eingeladen. Zur Vorspeise gab es Räucherlachs mit La Ratte Pellkartoffeln. Letztere hatte Julia natürlich selber gekocht. Dazu hatte Julia einen Dip gemacht, der so genial wie einfach und gut war: Crème Fraîche ganz simpel verrührt mit geräuchertem Seehasenrogen, dazu ein paar Streifen frischer,  aromatischer Gärtnergurke, gekrönt mit frischer Minze. Das passt wunderbar zu Räucherlachs oder auch ganz einfach zu neuen Pellkartoffeln.

Seehasenrogen ist das, was die Spanier Huevas de lumpo nennen, die Isländer Perles du Nord und die Deutschen ganz simpel Kaviarersatz oder Deutscher Kaviar. Der Seehase (Cyclopterus lumpus), auch Lumpfisch genannt, ist ein plumper Bodenfisch und gehört zur Ordnung der Groppenartigen. Das ist jetzt nicht mit Kroppzeugs zu verwechseln. Der Rogen, d.h. die Eier der Seehäsin werden schwarz gefärbt und mit Salzlake behandelt.

Ich glaube zwar nicht, daß  Miguel de Cervantes diesen Kaviar meinte, als er Don Quijote sagen ließ:

"Pusieron asimismo un manjar negro, que dicen que se llama ‘cabial’, y es hecho de huevos de pescado, gran despertador de la colambre." (Sie reichten uns zudem eine schwarze Speise, von der sie sagten, daß sie 'cabial' hieße und aus Fischeiern gemacht sei, was großen Durst erzeugt...). Es wird sich da eher um echten Caviar vom Stör gehandelt haben, denn zu Cervantes Zeiten gab es den einheimischen adriatischen Stör im Río Guadalquivir in Andalusien noch in rauhen Mengen.
Genau diesen Kaviar bzw. Stör, wissenschatlich Acipenser naccarii genannt, hat man in einem kleinen Ort bei Granada sozusagen wiederbelebt. Hier wird ein einmaliger biologischer Beluga Kaviar produziert. Dieser perlgraue Kaviar mit goldnen Reflexen gilt heute als einer der besten Beluga Kaviare der Welt und ist der einzige biologische Kaviar der Welt. Der war mir und auch Julia zu schade für diese frugale Creme. Nicht nur wegen des Preises, sondern auch wegen des unvergleichlich guten Geschmacks dieses echten Caviars.

So blieb es bei dem geräucherten Seehasenrogen.  Beim Recherchieren im Internet, was denn Seehasenrogen eigentlich sei, stieß ich bei Stern.de auf diesen hinreißenden Bericht von Jörg Zipprick über den deutschen Kaviar, der Gerüchten zufolge von Heringseiern stammen soll....



Tapa Nr.44: Joghurt mit Seehasenrogen und Gurke
250 ml Joghurt oder Crème Fraîche oder beides
50 g geräucherter Seehasenrogen
1 Gärtnergurke ( das sind die kurzen, aromatischen Gurken)
mildes Olivenöl nativ extra
Fleur de Sel oder Maldonsalz
frische Minzeblättchen

 Joghurt und Crème Fraîche mit einem Schneebesen cremig rühren. Dann den Seehasenrogen und etwas Olivenöl einrühren. Gurke schälen, längs halbieren und in feine Streifen schneiden.

Vier Gläser zur Hälfte mit der Joghurtmischung füllen. Gurkenstreifen obendrauf legen. Mit Maldonsalz und Minzeblättchen bestreuen und mit je einem Teelöffel Seehasenrogen krönen. Schön kalt servieren.




2 Kommentare:

Wolfgang hat gesagt…

Das gefällt mir, eine schöne Idee

Margit Kunzke hat gesagt…

Danke Wolfgang. Ich werde es meiner Freundin Julia ausrichten. Von ihr habe ich ja die Idee. Es schmeckt super ;-)