Die Modeerscheinung ist zwar bereits etwas abgeflaut, doch bei vielen KöchInnen blieb die Angewohnheit, mehrere Salzsorten im Hause zu haben: Fleur de Sel, Maldon Salt, Schuppensalz, graues, schwarzes oder rosafarbenes Salz, geräuchertes und gewürztes Salz, Meersalz, Steinsalz, aromatisierte Salze, etc., etc., etc. Mit den Salzsorten, die es heute auf dem Markt gibt, von Tahiti bis zur Kalahari Wüste, verfügen wir quasi über Salzstreuer ohne Grenzen. Es sei denn, die Grenze setzt der Geldbeutel.
Salz ist möglicherweise das älteste Würzmittel der Welt.
Seine Geschichte reicht viele tausend Jahre zurück. Salz beeinflusste Kulturen, Sitten, Religionen und
Glauben. Für unsere Vorfahren war Salz so wichtig wie Gold, sein Preis
so hoch wie der für Diamanten. Salz war begehrtes Handelsobjekt. Im Mittelalter führte es zu
Salzkriegen und politischen Machtkämpfen zwischen den Herrschern. Es gab Zeiten, da war Salz ein Zahlungsmittel.
Da erkennt man noch heute an dem Wort Salär bzw. Sold, einst die tägliche Salzration, mit
der die römischen Soldaten bezahlt wurden.
Salinen von Santa Pola bei Alicante |
Salz war nicht nur hochgeschätzt und teuer, sondern man benutzte es auch, um
soziale Ränge zu unterscheiden. Vom Mittelalter bis zur Renaissance war es üblich,
an den Tafeln der Könige und Adeligen den Salzstreuer in die Nähe des Gastes zu
stellen, den man für den würdigsten hielt. Je weiter man vom Salzstreuer
entfernt saß, desto niedriger war man sozial eingestuft, nicht wert, in der Nähe
eines solch kostbaren Gewürzes zu sitzen.
Der Salzhandel war damals ein äußerst lohnendes Geschäft. Viele
Städte kamen durch Salzhandel zu Reichtum. Rom entstand zum Beispiel an der Stelle, wo
sich der Salzhandelsweg mit dem Lauf des Tibers kreuzte. Der römische
Schriftsteller Flavius Magnus Aurelius Cassiodorus (485-580) schrieb: Der Mensch kann ohne Gold, aber nicht ohne
Salz leben. Griechen und
Römern verwendeten ausschließlich Meersalz. Mit Hilfe von Sonne und Wind
verdunstete in den Salzgärten das Meerwasser. Auf dem Boden der ausgetrockneten
Becken blieb festes Salz zurück. Diese Art der Salzherstellung ist mit viel
Aufwand verbunden und so war Salz bei den Römern ein hoch geschätztes Gut.
Graues Sel de Guerande |
Im Mittelalter wurde Salz vorwiegend durch das Sieden von
Sole hergestellt. Dazu schuf man Hohlräume im Salzgestein und leitete Wasser
ein. Die dabei entstehende Sole wurde in die Salinen geleitet und dann über
Tage gesiedet. In sogenannten Pfannen wurde das Salzwasser so lange erhitzt bis
alle Flüssigkeit verdampft und nur noch Salz übrig war. Eine der bekanntesten
deutschen Salzstädte war Schwäbisch Hall in Baden-Württemberg.
Ein Indiz für die damalige Bedeutung von Schwäbisch Hall war
die Einrichtung einer Münzprägestätte Dort wurde der Heller geprägt, eine Münze, die bald in ganz Mitteleuropa
bekannt war.
Hibiskussalz aus Ibiza |
Noch immer gibt es hochwertige Meersalze, die nach wie vor in reiner Handarbeit
gewonnen werden. Das macht sie auch teurer, als die übrigen Kochsalze. Besonders kostbar ist das Fleur de Sel bzw. Flor de Sal, die
Salzblume. Die warme Sonne und die Winde lassen an der Wasseroberfläche der
Meerwassersalinen die kostbare Salzblume entstehen. Die Salzbauern warten geduldig
auf den richtigen Moment, um die an der Wasseroberfläche entstehenden
Salzplättchen mit einer Holzkelle von Hand ernten können. Verpasst man diesen
Moment, so werden die Salzkristalle zu groß und sinken zum Boden des Bassins,
wo diese nur noch als gewöhnliches Meersalz geerntet werden können. Fleur de
Sel hat einen weicheren Geschmack als normales Salz und ist weniger salzig und
frischer als normales Salz. Bekannt sind das französische graue Fleur de Sel de Guérande aus Guérande im Süden der Bretagne und das
Fleur de Sel de Camargue aus Südfrankreich.
Trocknendes Rosensalz |
In Spanien kennt man das Flor de sal de Ibiza, das ausschließlich im Naturpark Parc Natural de Ses Salines
d’Eivissa gewonnen wird. Es ist ein weißes, aromatisches Salz, das leicht
zum hellrosa tendiert. Aus Mallorca stammt das Flor de sal D’Es Trenc Es
wird in den Salinas de Levante
in der Nähe des Strandes Es Trenc von Katja Wohr und Robert Chaves gewonnen.Die beiden erweckten die
seit phönizischer und römischer Zeit bekannten Salinen im Jahr 2003 wieder zum Leben.
Das bekannteste Salz aus England ist das Maldon Salz. Es
handelt sich um ein Meersalz, das in
Essex von einem alten Familienunternehmen gewonnen wird. Das Meerwasser wird bei
Flut in Wannen verkocht. Die so entstandenen Salzkristalle haben einen feinen,
aromatischen Geschmack. Die pyramidenförmige Struktur verleiht dem Meersalz
eine besonders feste, knusprige Konsistenz.
Trocknendes Orangensalz |
Der Herstellungsprozeß meiner selbst gemachten Salze ist im Prinzip immer gleich. Ich verwende sogenanntes feuchtes Meersalz ( sal húmeda). Das ist unbehandeltes Meersalz, das naturbelassen ist und durch keinerlei chemischen Zusatz rieselfähig gemacht wurde. Es ist auch in Deutschland erhältlich. Das vermische ich mit frisch gezesterter Orangen-, Limetten- oder Zitronenschale oder mit Rosenblättern oder Lavendelblüten. Ich verwende frisch gezesterte Schalen bzw. frische Blüten, weil sie wesentlich mehr Aroma abgeben, als getrocknete. Für ein Kilo Salz verwende ich die Schale von circa 10 mittelgroßen Orangen oder Zitronen oder 18 Limetten. Dann wird die Mischung auf einem großen Backblech in die heiße Mittagssonne gestellt. Nach circa anderthalb bis zwei Stunden hat das Salz den Duft und das Aroma aufgenommen. Die Schalen bzw. Blüten sind trocken. Dann zerreibe ich Salz und Schalen bzw. Blüten noch etwas zwischen meinen
Rotweinsalz - Sel de vin |
Wer jetzt nicht das Glück hat, im Sommer garantiert viele heiße Sonnentage zu haben, kann die Salze auch im Backofen herstellen. Das Blech mit dem Salz wird in den circa 50-60ºC heißen Backofen geschoben und bleibt dann 2-3 Stunden im Ofen. Damit die Feuchtigkeit abziehen kann, stecke ich einen Holzkochlöffel in die Backofentür, damit sie einen Spalt offen bleibt. Der Trockenvorgang muß penibel überwacht werden. Bleibt das Salz zu lange im Ofen, verliert es sein Aroma. Mit Kräutersalzen habe ich keine so gute Erfahrung gemacht.Das Ergebnis war eher enttäuschend.
Hühnerbrust mit Fenchel und Limettensalz |
Orangen-, Zitronen- und Limettensalz passen hervorragend
zu Geflügel, Garnelen oder Fisch. Rosensalz wird viel in der marokkanischen
Küche verwendet, und es schmeckt auch ausgezeichnet zu Salaten, Quark, Fisch
und Gemüse. Rotweinsalz verleiht einem gebratenen Steak oder Wild den letzten Pfiff. Jakobsmuschelngewürzt mit Hibiskussalz sind ein ganz besonderer Genuß. Lavendelsalz paßt wunderbar zu Fisch und Meeresfrüchten. Man würzt mit diesen Aromasalzen erst dann, wenn das Gericht fertig ist. Zum Mitkochen sind sie zu schade.
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