Dienstag, 27. Dezember 2011

Erotisches Dessert: Gefrorenes Zimtsoufflé

Zimt ist für mich das sinnlichste aller Gewürze. Schon allein der Duft von Zimt bezaubert mich. Zimt gilt nicht umsonst als das Gewürz des Paradieses und als Aphrodisiakum. In dem bezaubernden Film "Zimt und Koriander" erklärt der gewürzkundige Großvater seinem Enkel die Gewürze über die Astronomie:" Zimt ist süß und bitter wie die Venus und damit wie die Frauen." Bis heute hat sich bei Gewürzen, ganz besonders bei Zimt, am erotischen Fluidum nichts geändert.

 Der Gewürzhandel, ganz besonders mit Gewürzen aus Asien, war schon vor dem Mittelalter ein einträgliches Geschäft. Dabei ging es nicht nur ums Würzen der Speisen mit exotischen Gewürzen, sondern auch darum zu demonstrieren, daß man sich diese teuren Spezereien leisten konnte. Zudem haftete den exotischen Gewürzen der Duft einer fernen, rätselhaften Welt an, die kaum ein Europäer persönlich kannte. Wer es sich leisten konnte, holte sich diese geheimnisvolle Exotik ins Haus bzw. in die Küche.
 Gewürze wurden zunächst auf dem Landweg nach Europa gebracht, später auch per Schiff über den Indischen Ozean. Mit jedem Kilometer wurden sie teurer. Von arabischen Zwischenhändlern wurden die kostbaren Gewürze an vorwiegend venezianische Händler weiterverkauft. Venedig hatte damals eine Art Monopol und war der Hauptumschlagplatz für Gewürze und diktierte die Preise. Zimt wurde im 14. und 15. Jahrhundert ein Modegewürz, das bald unbezahlbar wurde. 1530 soll der Kaufmann Anton Fugger die Schuldscheine Karls V. vor dessen Augen in einem Feuer aus Zimtstangen verbrannt haben, um seinen Reichtum zu demonstrieren.

Anton Fugger der Reiche, gemalt von Johannes Maler zu Schwaz, Samuel H. Kress Collection
 Ab Mitte des 15. Jahrhunderts erschütterte daher eine regelrechte Zimtkrise Europa. So begann man als Alternative zum Landweg den direkten Seeweg nach den Gewürzparadiesen zu suchen. Als Vasco da Gama 1497 von Lissabon aus in See stach, schrieb er in sein Logbuch: "Wir sind auf der Suche nach Christen und Gewürzen." Er fand im Gegensatz zu Kolumbus, der in die andere Richtung aufgebrochen war,  bald das was er gesucht hatte, das Paradies der Gewürze. Doch auch die Portugiesen machten es nicht anders als die Venezianer: Als sie die Zimtbaumwälder in auf Ceylon entdeckt hatten, eroberten sie das Gebiet durch eine Schreckensherrschaft. Von da an waren sie es, die die Preise für Zimt diktierten. Doch bald lehrten geschäftstüchtige Holländer die Portugiesen das Fürchten. Sie gründeten die rein kaumännisch ausgerichtete Vereinigte Ostindische Compagnie und brachen das Gewürzmonopol der Portugiesen. Doch schon im 17. Jahrhundert verloren die Europäer das Interesse an Gewürzen und stark gewürzten Speisen. Essen ist, wie man auch heute noch sieht, auch Modesache.

Der Niedergang der Gewürzkultur begann im 19. Jahrhundert. In Kolonialwarenläden wurden Nelke, Zimt, Kardamom und Co. als Massenware angeboten. Was jeder haben kann, verliert schnell seinen Reiz. Die Gewürze verloren ihre Bedeutung als teure Handelsware. Zudem verdrängte die Chemie zunehmend  die  Gewürze.  Maggiflaschen und andere fertige sogenannte Würzflüssigkeiten eroberten den Platz der getrockneten Gewürze in den Küchen.

Die Idee zu diesem Dessert habe ich aus dem bereits mehrfach erwähnten Kochbuch "Zimt, das duftende Juwel aus Tausendundeiner Nacht" vom AT Verlag. Ich kann es allen Zimtliebhabern wärmstens wegen der interessanten Rezepte und des informativen Begleittextes nur empfehlen.
Ein wenig pfrimelig war das Fixieren der Papiermanschette um die Mokkatassen. Auch diese Idee stammt aus dem genannten Buch. Doch die Mühe lohnt sich, denn es sieht hübsch aus, wenn man das Zimtsoufflé in den Täßchen serviert.
Für solche exquisite Desserts verwende ich am .liebsten ceylonesischen Zimt. Er schmeckt "...Stark aromatisch, süß, angenehm, warm und kaum bitter. Im Vergleich zu seinen Verwandten schmeckt dieser Zimt auf eine schwer zu beschreibende Art feuriger und lebendiger; alle anderen Zimtarten.." wie Gernot Katzer beschreibt.

Gefrorenes Zimtsoufflé
50 ml Milch
1 Zimtstange (ceylonesischer Zimt)
1/2 TL Orangenblütenhonig
60 g Zucker
2 Eigelb
200 ml Sahne
ceylonesisches Zimtpulver 
Backpapier

Backpapier doppelt falten und so um kleine Mokkatassen legen, daß die Manschette 3-4 cm über den Rand ragt. Mit Klebestreifen fixieren. Die vorbereiteten Tassen ins Gefrierfach stellen.

Zimtstange mehrmals zerbrechen. Mit der Milch aufkochen. Vom Herd nehmen und zugedeckt 30 Minuten ziehen lassen. Sahne steif schlagen.

Zimtmilch durch ein feines Sieb in eine Schüssel gießen. Mit Zucker, Honig und den Eigelben im Wasserbad mit dem Schneebesen solange rühren, bis eine dickliche Creme entstanden ist. In eine Schüssel gießen, in eiskaltes Wasser stellen und rühren, bis die Zimtcreme abgekühlt ist.

Die steif geschlagene Sahne vorsichtig mit dem Schneebesen unter das Zimtsoufflé  ziehen. Die Masse in die vorbereiteten Mokkatäßchen füllen und für mindestens 4 Stunden ins Gefrierfach stellen.

Zum Servieren die Papiermanschette entfernen und das Eis mit Zimtpulver bestreuen. Bei mir gab es dazu eine Hippe.

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