Freitag, 29. November 2013

Rote Bete Suppe mit Walnusspesto und Haar vom rothaarigen Engel

In knapp vier Wochen ist Weihnachten. Da in diesem Jahr aus besonderem Anlaß am ersten Weihnachtsfeiertag ein festliches  Menu mit Freunden geplant ist, gilt es rechtzeitig Rezepte auszuprobieren. Fangen wir an mit der Suppe. Rote Bete bieten sich da an, denn ich finde, sie schmecken um diese Jahreszeit am besten. Der Clou an der Suppe ist ein Pesto aus Walnüssen und frischem Ziegenkäse, gewürzt mit Dill. Frische, spanische Walnüsse gibt es gerade in Hülle und Fülle auf dem Markt. Da wir bisher vom Frost verschon blieben, gab es auch noch den letzten frischen Dill aus meinem Kräutergarten.
Das rote Engelshaar ist natürlich nicht das feine Kupferdrahtgespinst, das einst als weihnachtlicher Baumschmuck ein Muß bei jedem geschmückten Christbaum war. Das läge mir und meinen Gästen wohl schwer im Magen. Vielmehr werden hauchdünne Streifen von Rote Beten rasch in Sonnenblumenöl ausgebraten und zieren als weihnachtlicher Schmuck das Walnusspesto.
Was mit gar nicht gelungen ist, sind die Fotos. Wenn die Sonne mein Haus erreicht, steht sie bereits so tief, daß immer Schatten im Bild kommen, ich kann mich drehen wie ich will. Vielleicht wäre die Anschaffung einer Tageslichtbirne für die Wintermonate doch zu überlegen.
Die Rote Bete Suppe hat jedenfalls den Test bestanden und ist es wert, zu einem Festessen serviert zu werden.

Rote Bete Suppe mit Walnusspesto und rotem Engelshaar
1 Bund Rote Bete (circa 800 g)
5 Schalotten
1 Stück Knollensellerie (circa 250 g)
150 ml trockener Weißwein
1/4 l Apfelsaft
750 ml Geflügelbrühe
1 EL Butter
2 Äpfel z.B. Goldparmäne
300 ml Schlagsahne
Rosensalz und schwarzer Pfeffer aus der Mühle
Für das Walnusspesto:
100 g Walnusskerne
1/2 Bund Dill
150 g Ziegenfrischkäse
Zitronensaft
mildes Olivenöl nativ extra der Sorte Koroneiki oder Empeltre
Meersalz und schwarzer Pfeffer aus der Mühle
Für das Engelshaar:
1 mittelgroße Rote Bete Knolle
1 TL Kartoffelstärke
circa 1/2 l Sonnenblumenöl

Schalotten häuten und in feine Würfel schneiden. ote Bete und Sellerieknolle schälen und in kleine Würfel schneiden. Äpfel schälen, Kerngehäuse entfernen und fein würfeln. Mit Zitronensaft vermischen.

Butter in einem Topf erhitzen. Rote Bete, Sellerie und Schalotten in der heißen Butter unter Rühren 3-4 Minuten anschwitzen. Wein und Apfelsaft angießen und aufkochen lassen. Geflügelbrühe zugießen und zugedeckt circa 30-35 Minuten sanft köcheln. Dann die Apfelwürfel und die Sahne zur Suppe geben und offen noch 10 Minuten köcheln.

Inzwischen für das Peso die Walnüsse grob hacken. Dill mit der Schere kleinschneiden. Ziegenkäse in Stückchen zupfen. Walnüsse in einer Pfanne ohne Fett 3-4 Minuten anrösten. Walnüsse und Ziegenkäse mit dem Pürierstab grob pürieren. Nicht zu fein pürieren, denn das Pesto sollte eher stückig bleiben. Dill und Olivenöl unterrühren. Mit Salz und Pfeffer abschmecken.

Für das Engelshaar die Rote Bete Knolle schälen und in ganz feine Streifen (Julienne) schneiden. Streifen mit Küchenpapier vorsichtig trockentupfen.  Dann mit Stärkemehl bestäuben. Sonnenblumenöl in einer tiefen Pfanne erhitzen. Rote Bete Julienne im heißen Öl rasch knusprig braten. Auf Küchenpapier legen, um das überschüssige Öl zu entfernen.

Rote Bete Suppe mit dem Pürierstab fein pürieren. Durch ein feines Sieb passieren. Mit Rosensalz und Pfeffer abschmecken.

Zum Servieren die Rote Bete Suppe in vorgewärmte Teller füllen. Darauf einen Eßlöffel Walnusspesto geben und mit dem roten Engelshaar dekorieren.











Mittwoch, 20. November 2013

Geht doch: Himmel und Erde ganz andalusisch

Miguel de Cervantes schrieb einst: An deinem Herd bist du genauso ein König wie jeder Monarch auf seinem Thron und ein Sprichwort sagt: Die Königin aller Kochrezepte ist die Phantasie. Also dann lassen wir die Phantasie doch einmal walten für den Blogevent Entstaubte Klassiker, veranstaltet von Julia in ihrem Blog German Abendbrot.
Das traditionelle Gericht Himmel und Erde ist in allerlei Varianten in vielen Regionen Deutschlands schon seit dem 18. Jahrhundert bekannt. Seinen Namen hat es wohl daher, daß seine Hauptbestandteile Äpfel und Kartoffeln sind. Erstere wachsen bekanntlich in Richtung Himmel, letztere in die Erde hinein, weshalb sie wohl auch Erdäpfel heißen. Zu den Lieblingsgerichten meiner Kindheit gehörte Himmel und Erde nicht gerade, denn ich mochte weder gebratene Blutwurst und schon gar keine gebratenen Zwiebelringe. Zudem war mir das ganze Gericht zu fad und zu fett.
Warum also das klassische deutsche Gericht nicht etwas entstauben und andalusisch verfremden? Dazu habe ich die Äpfel in einem würzigen Sud gekocht, mit Zutaten die in der andalusischen Küche viel verwendet werden: Sherry, Zimt, Safran und Orangenschale. Für den Kartoffelbrei verwendete ich statt Butter mildes Olivenöl und die Zwiebel bekamen durch den mitgebratenen Sternanis ihren Pfiff. Statt der fettigen deutschen Bratwurst nahm ich Merguez, eine eine grobe, kräftig rote und recht scharfe frische Wurst, die eigentlich aus Nordafrika stammt. Zubereitet wird sie aus Lammfleisch. Ihre Würze und Schärfe bekommt die Merguez von den beigefügten Gewürzen wie Harissa, Paprika, roter Pfeffer, Fenchel, Koriander, Cumin, Knoblauch und Zumaque. Letzteres ist eine Pflanze aus der Sumachfamilie, deren Blätter der Merguez die gewisse erwünschte Säure verleihen. Die Merguez darf nur maximal 20% Fett enthalten. Alles passte wunderbar zusammen. Hmmmm meinte der beste aller Testesser, als er das erste Himmel-und-Erde Gericht seines Lebens aß. Andalusisch verfremdet und entstaubt natürlich.....

Himmel und Erde ganz andalusisch
Für den Himmel:
4 Äpfel
150 ml trockener Sherry (Fino)
1 Döschen Safranfäden
1 EL brauner Zucker
1 Zimtstange
1 Stück Orangenschale
1 getrocknete rote Chilischote

Für die Erde:
6-8 mehlig kochende Kartoffeln (circa 800 g)
Orangensalz
mildes Olivenöl nativ extra der Sorte Empeltre oder Koroneiki
Muskat
Und dazu:
1 mittelgroße rote Zwiebel
4 EL Olivenöl
2 Sternanis
8 Merguez (marrokanische pikante Bratwürste aus Lammfleisch)
Koriandergrün oder glatte Petersilie


Safranfäden in Alufolie wickeln und zum Aufwärmen an den Herdrand legen. Dann im Mörser fein zerreiben. Sherry mit Safran, Zucker, Orangenschale, Zimtstange und Chilischote aufkochen und vom Herd nehmen. Drei Äpfel schälen, je nach Größe vierteln oder achteln, entkernen und in den Sud legen. Im Sud bei mittlerer Hitze zugedeckt circa 10-15 Minuten köcheln. Vom Herd nehmen und im Sud warmhalten.

Kartoffeln schälen, halbieren, waschen. In Salzwasser circa 20-25 Minuten kochen. Abgießen und gut ausdämpfen lassen. Olivenöl leicht erwärmen. Kartoffeln durch die Kartoffelpresse drücken, dann mit dem Olivenöl glatt rühren und kräftig mit Orangensalz und Muskat abschmecken. Die weichen Apfelspalten mit dem Püree mischen und warmstellen. 


Zwiebel häuten und in feine Ringe schneiden. Bei dem vierten Apfel das Kerngehäuse ausstechen. Den Apfel in Scheiben schneiden. Zwei EL Olivenöl in einer Pfanne erhitzen. Zwiebelringe und Apfelscheiben im heißen Öl zusammen mit dem Sternanis goldbraun braten.


Merguez im restlichen Olivenöl circa 8-10 Minuten braten.Kartoffelpüree, Apfelscheiben und Zwiebelringe und Merguez auf Tellern anrichten. Mit Koriandergrün bestreuen.


Himmel und Erde (cielo y tierra) una comida típicamente alemana con toque andalu'
Tiene su nombre de las ingredientes princi`pales: las manzanas que crecen hacía el cielo y las patatas que crecen en la tierra.

Para el cielo:
4 manzanas
150 ml Jerez Fino
unas hebras de azafrán
1 c/s de azúcar moreno
1 trocito de piel de naranja
1 rama de canela
1 chili rojo seco
Para la tierra:
6-8 patatas (apr. 800 g) si son harinosas mejor
sal de naranja
nuez moscada
AOVE de la variedad Empeltre o Koroneiki
Y además:
1 cebolla morada
4 c/s AOVE
2 anís estrella
8 Merguez
cilantro y perejil

Llevar el Jerez con el azúcar y las especias (canela, chili, piel de naranja y azafrán) a la ebullición y retirar. Pelar 3 manzanas, cortarlas en cuartos y quitar las celdillas. Ponerlas en la cición y cocinal a fuego lento unos 10-15 minutos.

Lavarlas patatas y hervir las con su piel en agua salada durante 20-25 minutos. Dejar que se cuezan las patatas hasta que estén blandas. Cuando las patatas estén tiernas apaga el fuego y saca las patatas del agua. Luego quítales la piel y pásalas por el pasapurés. Añade el AOVE y mezclar bien apretando con un tenedor. Luego mezcla con las manzanas cocidas y escurridas. Sazonar con sal de naranja y nuez moscada molida.

Pelar la cebolla y cortarla en anillos finos. Sacar las celdillas del cuarto manzana y cortarlo en lonchas finas. Caentar el resto del AOVE en una sartén y dorar las cebolla y la manzana junto con el anís estrella..

Freir la Merguez en el AOVE restante unos 8-10 minutos.

Para emplatar repartir el puré de patatas en 4 paltos, poner las cebollas y las lonchas de la manzana por encima y la Merguez a lado.Polvorera con cilantro o perejil.




Sonntag, 17. November 2013

Rote Bete Puffer mit Meerrettich Dip

Auf unserem Wochenmarkt gab es ganz junge, knackige Rote Bete. Die essen wir in jeder Form gerne, ob roh im Salat, gebacken, süßsauer eingelegt oder als Borschtsch, die famose Rote Bete Suppe aus Rußland. Da wir auch Puffer, Gemüsebratlinge, Rösti oder Frikadellen gern essen, bot sich die Gelegenheit geradezu an: Es gab Rote Bete Puffer. Die Knollen habe ich roh verwendet. Da kommt der gute, erdige Geschmack der Rote Bete so richtig zur Geltung.
Für die Frische sorgte ein Dip aus Ziegenkäsejoghurt mit frisch geriebenem Meerrettich, den ich von meiner jüngsten Reise nach Stuttgart mitgebracht hatte.
Rote Bete Puffer mit Meerrettich Dip
400 g rohe Rote Bete
200 g Kartoffeln, mehlig kochend
1 rote Zwiebel
2 Eier
1-2 EL Vollkornmehl oder Dinkelmehl
Langer Pfeffer (Bengalpfeffer)
1/4 TL bunte Pfefferkörner
Rosensalz
Sonnenblumenöl oder Olivenöl zum Braten
Für den Dip:
200 g Ziegenkäsejoghurt
1 Bund Schnittlauch oder die grünen Schloten von 1 Bund Frühlingszwiebeln
1 EL frisch geriebener Meerrettich
Salz

Kartoffeln und Rote Bete schälen. Auf der Röstireibe raffeln und in eine Schüssel geben. Zwiebel häuten und fein hacken. Alles mit den Eiern und dem Vollkornmehl gut vermischen. Bengalpfeffer und Pfefferkörner im Mörser fein zerstoßen. Die Masse mit Salz, Pfeffer und Bengalpfeffer abschmecken. Nicht lange stehen lassen, sonst ziehen Kartoffeln und Rote Bete zu viel Flüssigkeit.

Öl in einer Pfanne erhitzen. Je einen Eßlöffel der Gemüsemasse in die Pfanne geben und etwas flach drücken. Von jeder Seite circa 2-3 Minuten scharf anbraten. Dann die Hitze verringern und die Rote Bete Puffer in circa 8-10 Minuten garen. Ein- oder zweimal umdrehen. Auf Küchenkrepp legen, um das überschüssige Öl zu entfernen.

Für den Meerrettich Dip den Schnittlauch in feine Röllchen schneiden. Mit dem Joghurt und dem frisch geriebenen Meerrettich gut verrühren. Mit Salz abschmecken und zu den Rote Bete Puffern servieren.

Donnerstag, 7. November 2013

Klassiker: Gekochtes Rindfleisch mit Rotweinpflaumen und Kartoffelsalat

Ein großer Teil meiner Kindheit spielte sich in einer Großfamilie ab: Großmutter, deren zwei Töchter (eine davon war meine Mutter), der Ehemann der einen Tochter, meine Schwester und ich. Dazu kamen zeitweise noch Tante und Onkel, d.h. Schwester und Schwager meiner Großmutter. Alle wohnten in dem großen Haus, das in einem großen Garten stand. Zumindest kam mir das Haus damals groß vor, denn ich war ja noch klein. Großfamilien erfordern große Kochtöpfe. Wenn dann einmal Fleisch gekocht wurde - was damals ein- oder zweimal pro Woche üblich war - war es ein ordentliches Stück Fleisch, das auch durchaus zwei bis drei Kilogramm wiegen konnte. Davon wurden dann mehrere Mahlzeiten zubereitet. So ein großes Stück Suppenfleisch reichte in der Regel für zwei bis drei Essen. Da mit dem Rindfleisch auch immer eine ordentliche Portion Rinderknochen mitgekocht wurde, gab es die Suppe als Vorspeise oft mit wunderbaren Markklößchen. BSE war ja noch unbekannt. Meisterin war meine Großmutter auch im herstellen lockerer Griessnocken.Warm wurde das Rindfleisch oft mit Wirsinggemüse und Salzkartoffeln als Beilage serviert. Im Sommer gab es das Fleisch auch kalt. Das wurde dann zusammen mit süßsauren Beilagen auf den Tisch gebracht. Die waren von Großmutter im Laufe des Jahres selbst eingemacht worden
Ungwöhnlich fanden einige meiner gastronomischen FB-Freunde diese Kombination von Suppenfleisch mit süßsauren Zwetschgen und Kartoffelsalat. Zumindest früher war es gang und gebe, daß man kaltes oder auch warmes Suppenfleisch mit süßsauren Beilagen wie Rotweinessigpflaumen, süßsaurem Kürbis, Senffrüchten oder auch einfachen Essiggurken aß. Dazu gab es je nach Lust und Laune Kartoffelsalat oder Bratkartoffeln. In meinem Kiehnle Kochbuch von 1932 werden z.B. als Beilage zu Ochsenfleisch Essigpflaumen oder Senffrüchte empfohlen. Chutneys kannte man damals wohl noch nicht, wohl aber gemischte Essigfrüchte (Mixed Pikles) und Katschup. Essigpflaumen oder Senfpflaumen schlägt auch Henriette Davidis in ihrem praktischen Kochbuch von 1907 zu kaltem Rindfleisch vor. Diese süßsauren Beilagen passen auch ausgezeichnet zu Wildgerichten.

Gekochtes Rindfleisch mit Rotweinpflaumen und Kartoffelsalat
1 kg Suppenfleisch
2-3 Markknochen
2 Karotten
1 Petersilienwurzel
1 Stück Sellerie
1 kleine Stange Lauch
1 Zwiebel
1-2 Knoblauchzehen
Gewürze (Piment, schwarze Pfefferkörner, Szechuanpfeffer, Nelken, etc.)
1 Stückchen Macis
10 ungeschälte Mandeln
Salz

Wasser in einem Topf zum Kochen bringen. Das Fleisch abwaschen und trockentupfen. Wenn das Wasser siedet, das Fleisch in den Topf geben. Das Ganze noch einmal kurz aufkochen. Dann den Topf samt Fleisch vom Herd nehmen und auskühlen lassen, bis das Wasser nur noch lauwarm ist. Nun die Knochen zugeben und das Fleisch noch einmal zum Kochen bringen. Auf kleiner Flamme simmern lassen bis es gar ist. Das kann je nach Fleischstück bis zu drei Stunden dauern.
Auch wenn es etwas umständlich klingt. Nach dieser Methode hat meine Großmutter das Fleisch immer gekocht. Diese Methode Fleisch zu kochen hat ihren Sinn, sagte meine Großmutter. Gibt man das Fleisch in das siedende Wasser und kocht es dann stundenlang, würde das Eiweiß im Fleisch gerinnen, der Saft würde komplett eingeschlossen und nach dem Kochen wäre jedes Stück Fleisch so zäh wie Leder.

Inzwischen Karotten und Petersilienwurzeln schaben, längs vierteln und in fingerlange Stücke schneiden. Sellerie schälen und in kleine Stücke schneiden. Den Lauch putzen, längs vierteln und in fingerlange Stücke schneiden. Zwiebel und Knoblauch häuten. Die Zwiebel mit den Nelken spicken. Die restlichen Gewürze im Mörser grob zerstoßen.  Gewürze, Mandeln, Knoblauch, Zwiebel und Suppengemüse nach circa einer Stunde Kochzeit zum Fleisch geben. Die Suppe leicht salzen und fertig kochen.

Das Fleisch in der Brühe auskühlen lassen. In Scheiben schneiden und mit Kartoffelsalat Rotweinessigpflaumen oder süßsauer eingemachtem Kürbis servieren.


Freitag, 1. November 2013

Suppe aus Granada mit Fleischklößchen und Granatapfel - Sopa de Granada

Die spanische Küche wird zu Unrecht als langweilig angesehen, denn sie bietet viel mehr als nur Paella, Gazpacho, Crema Catalana und Tortilla. Wobei man eigentlich genauso wenig von einer spanischen Küche reden kann, wie von einer deutschen. Jede Region hat ihre eigenen, typischen Spezialitäten. Im wärmeren Süden an der Mittelmeerküste wird viel Fisch aus dem Mittelemeer gegessen, Obst, Gemüse und Hülsenfrüchte. Gekocht wird vor allem mit Olivenöl. Schweinefleisch, Lamm, Kaninchen und Huhn stehen häufiger auf dem Speiseplan als Rind, weil es keine Weiden für Kühe gibt. Im grünen Norden gibt es reichlich Weidegründe für Kühe, dafür aber keine Olivenbäume. Folglich verzehrt man im Norden mehr Butter und Milchprodukte und Rindfleisch kommt öfter auf den Tisch, aber auch Fisch und Meeresfrüchte vom Atlantik. Eines hat zumindest die traditionelle spanische Küche gemeinsam: Es gibt viele Löffelgerichte, d.h. Eintöpfe jeder Art, die mit dem Löffel gegessen werden. Diese Eintöpfe werden gerade im Süden, wo der Einfluß der maurischen Gastronomie noch deutlich zu spüren ist, mit Gemüse, Hülsenfrüchten, frischem und trockenem Obst kombiniert. So eine Kombination ist auch diese Suppe aus Granada. Sowohl die Suppe als auch die Fleischklößchen werden mit Zimt gewürzt. Den Pfiff bekommt die Suppe durch frischen Granatapfelsaft, Granatapfelkerne und ganz kurz in Olivenöl geschwenkten, mit Zimt und Salz gewürzte Pfefferminzblättchen.
Blick auf die Alhambra
Der Granatapfel gab der schönen andalusischen Stadt Granada ihren Namen. Der Granatapfel schmückt noch heute das Wappen der Stadt. Quien no ha visto Granada, no ha visto nada, wer Granada nicht gesehen hat, hat nichts gesehen, lautet ein oft zitierter Spruch. Im 10. Jahrhundert gründeten die Mauren Granada.  Die Alhambra, auch Calat al-Hambre  (Rotes Schloss) genannt,  wird allgemein als eines der schönsten erhaltenen arabischen Bauwerke erachtet.  Sie ist eine der meistbesuchten Touristenattraktionen Europas und seit 1984 Weltkulturerbe. Im Jahre 1238 verlegte der erste Nasridenherrscher, Muhammad ibn Yusuf ibn Nasr Al-Ahmar, der Rote, seine Residenz von Jaén nach Granada und begründete als Mohammed I. in Granada seine eigene Dynastie, die Nasriden, die bis 1492 über das Emirat von Granada herrschten. Er begann auch mit dem Bau der Alhambra.
Der Granatapfelbaum, der fast gleichzeitig mit leuchtend orangeroten Blüten und seinen interessanten Früchten prunkt, ist aus den andalusischen Gärten nicht wegzudenken. Der Blütenkelch sieht aus wie eine Krone und soll laut der jüdischen Tradition als Vorbild für das Design von Herrscherkronen gedient haben.  In Spanien wird der Granatapfel auch Herbstfrucht genannt, denn seine Saison beginnt ab Mitte September. Die Mauren brachten den Granatapfelbaum aus Syrien nach Spanien. Die Frucht war einst das Wahrzeichen von al-Andalus. Schon im 13. Jahrhundert erwähnt der Dichter Gonzalo de Berceo den Granatapfel in einem seiner Gedichte. Berceo nennt ihn milgrana (1000 Kerne) wegen seiner unzähligen Kerne. Um die 400 Samenkerne enthält jeder Granatapfel. Schon vor mehr als 5000 Jahren wurde der Granatapfelbaum in Asien und Nordafrika kultiviert. Besonders beliebt war der Granatäpfel bei den Nomaden, die durch die Wüste zogen. Dank seiner festen, lederartigen Haut lässt sich der Granatapfel nicht nur gut konservieren, sondern auch problemlos transportieren. Seine süßen Kerne sind sehr saftig und durststillend.
Detail aus Botticellis Madonna mit Granatapfel
Die sagenumwobene Königin Semiramis soll einige Granatapfelbäume in ihren berühmten Hängenden Gärten von Babylon angepflanzt haben. Aphrodite, die Göttin der Liebe,  hat laut der griechischen Mythologie den ersten Granatapfelbaum gepflanzt und Hades, der Gott der Unterwelt benutzte eine Granatapfelfrucht, um Persephone, die Tochter des Zeus und der Demeter zu verführen. Salomon preist im Hohelied  die erotische Qualität des Granatapfels: Die aufspringenden Knospen künden von sich anbahnender Liebe…gleich dem Riß im Granatapfel schimmert deine Schläfe hinter deinem Schleier hervor, singt er begeisert und die Geliebte will den Geliebten tränken mit gewürztem Wein, mit dem Saft der Granaten. In fast allen Kulturen galt der Granatapfel auch als Fruchtbarkeitssymbol.
Ab dem 15. Jahrhundert bildeten viele Künstler, vor allem italienische Maler, den Granatapfel auf ihren Bildern ab. Von Sandro Botticelli gibt es ein bezauberndes Bild der Madonna mit Granatapfel (1487) auf dem ein draller Jesusknabe einen Granatapfel in der Hand hält. Es hängt in den Uffizien in Florenz. Aber auch für Leonardo da Vinci, Matthias Grünewald und Albrecht Dürer war der Granatapfel eine Metapher für Liebe, Fruchtbarkeit und göttlichen Segen. Auf Herrscherporträts wird die Frucht zum Sinnbild der Macht.
Daß der Granatapfel bzw. sein Saft sowohl innerlich als auch äußerlich gesund ist, hat sich mittlerweile herumgesprochen. Das ist auch mein zweiter Beitrag zu Beitrag zu Zorras XCIII Blog Event, den Nele von Küchendelikte unter dem Titel Spanien kulinarisch veranstaltet.
Suppe aus Granada mit Fleischklößchen und Granatapfel - Sopa de Granada
Für die Suppe:
300 g frischer Spinat
1 Lauchstange
1 kleine, weiße Zwiebel
100 g rote oder gelbe Linsen
80 g Reis
2 Granatäpfel
125 g Erbsen (tiefgekühlt)
1 Zitrone oder 1 Bitterorange
Orangensalz
Olivenöl nativ extra
Für die Klößchen:
300 g Rinderhackfleisch oder Lammhackfleisch
1 Ei
1/2 TL Korianderkörner
ein paar schwarze Pfefferkörner
1/2 TL Zimt
Salz
Olivenöl zum Braten
und dann noch:
1 Handvoll Pfefferminzeblättchen
etwas Olivenöl nativ extra
Zimt
Salz

Für die Klößchen Korianderkörner und Pfefferkörner in einem Mörser fein zerstoßen.  Das Hackfleisch mit dem Ei, den zerstoßenen Gewürzen, Zimt und Salz gut verkneten. Aus der Masse mit feuchten Händen walnußgroße Klößchen formen. Olivenöl in einer Pfanne erhitzen. Die Klößchen im heißen Öl rundum goldbraun anbraten. Dann bei schwacher Hitze in circa 8-10 Minuten fertig braten. Auf Küchenpapier legen, um das überschüssige Öl zu entfernen.

Für die Suppe den Spinat putzen, waschen und gut abtropfen lassen. Dann in Streifen schneiden. Das Weiße der Lauchstange in feine Ringe schneiden. Zwiebel häuten, halbieren und in feine Halbringe schneiden.

In einem Suppentopf circa 6 EL Olivenöl erhitzen. Die Zwiebel bei schwacher Hitze im heißen Öl glasig anschwitzen. Naturreis unterrühren. Mit anderthalb Liter Wasser auffüllen, aufkochen und bei schwacher Hitze circa 15 Minuten köcheln. Lauchringe und rote Linsen zugeben und weitere 10-15 Minuten zugedeckt köcheln.

Inzwischen einen Granatapfel halbieren und den Saft auspressen. Die Fruchtkerne aus dem zweiten Granatapfel auslösen. Granatapfelsaft und Erbsen zur Suppe geben und noch circa 3 Minuten zugedeckt köcheln. Dann die Fleischklößchen, den Spinat und die Granatapfelkerne zur Suppe geben und kurz erhitzen. Mit Orangensalz, Pfeffer und Zitronensaft oder Bitterorangensaft abschmecken.

Zum Schluß die Pfefferminzeblättchen in Olivenöl kurz anschmoren. Mit Salz und Zimt würzen.

Zum Servieren die Suppe in Teller füllen. Minzeblättchen und Olivenöl darüber geben.

Das Rezept steht auch in meinem Kochbuch Andalusien Küche und Kultur auf Seite 28.


Blog-Event XCIII - Spanien kulinarisch (Einsendeschluss 15. November 2013)  

P.S. Der Bildausschnitt von Botticellis Madonna mit Granatapfel ist gemeinfrei,  weil seine urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für alle Staaten mit einer gesetzlichen Schutzfrist von 100 Jahren oder weniger nach dem Tod des Urhebers. Diese fotografische Reproduktion wird daher auch als gemeinfrei angesehen.