Freitag, 28. Februar 2014

Tierfreitag: Pasta mit allerlei frischem Gemüse, Minze und Walnusskernen

Das heutige Gericht zum Tierfreitag musste ich gleich zweimal kochen, denn so schnell, wie der beste aller Testesser und seine Julietta dieses Pastagericht weggefuttert hatten, konnte ich gar nicht fotografieren. Da sag' einer noch, gestandene junge Männer und ArgentinierInnen stünden vor allem auf Fleisch. Beide waren voll des Lobs und meinten: "Das schmeckt super"!
Gemüse das gerade Saison hat, machten die Sauce aus: Junge Artischocken vom Wochenmarkt, Rucola aus dem eigenen Garten, Kirschtomaten und eine Handvoll wilder Spargel, esparragos trigueros, den ich auf dem Heimweg pflückte. Ausgenommen sind vielleicht die Kirschtomaten. Die haben immer Saison. Mit etwas Gärtnerglück kann man sie sogar im Winter auf einer sonnigen Fensterbank züchten. Selbst die Walnüsse sind heimische Produkte. In Spanien wachsen in meiner Umgebung, in Andalusien und in Nordpanien so viele Walnußbäume die im Herbst aromatische Früchte tragen, daß ich auf die größeren aber faden kalifornischen Walnüsse gern verzichte. Das Gemüse habe ich bewusst nicht zu lange gekocht, weil ich es gern knackig haben wollte. Die Minzeblättchen machen das Pastagericht schön frisch. Mein Tipp: Nehmt Nudeln ohne Ei, denn sonst schimpft Katharina wieder. Nudeln ohne Ei, pasta secca genannt, werden vor allem in Süditalien aus Hartweizenmehl bzw. Hartweizengriess und Wasser hergestellt. Robert von lamiacucina erklärt hier sehr schön, wie man Nudeln ohne Ei selber machen kann. Wem das zu aufwendig ist, der kann auch fertige Nudeln ohne Eizugabe kaufen. Die sind fast überall erhältlich. Wem diese eierlosen Nudeln zu bleichsüchtig sind, der kann zum Kochwasser etwas Safran geben. Denn Safran macht nicht nur den Kuchen gel....

Pasta mit allerlei frischem Gemüse, Minze und Walnusskernen
400 g Bandnudeln ohne Eizugabe
200 g TK-Erbsen
200 g Kirschtomaten
2 kleine Artischocken
1 kleine, rote Paprikaschote
1 Handvoll Rucola (Rauke)
1 TL Tomatenmark
1 Handvoll wilder Spargel oder auch nicht
2 EL Walnuß- oder Haselnußkerne
1 TL Walnuß- oder Haselnußöl
2-3 EL fruchtiges Olivenöl nativ extra
1 Handvoll frische Minzeblätter
Meersalz
frisch gemahlener schwarzer Pfeffer

Olivenöl in einem flachen Topf oder einer Pfanne erhitzen. Artischocken bis aufs Herz entblättern, Spitze und Stiel abschneiden. Artischocke in Scheiben oder Segmente schneiden. Artischocken sofort ins heiße Olivenöl legen und bei schwacher Hitze beidseitig anbraten.

Paprikaschote putzen und in Streifen schneiden. Zu den Artischocken geben und 4-5 Minuten mitbraten. Ab und zu umrühren. Tomatenmark mit etwas heißem Wasser verrühren und zu dem Gemüse geben. Zugedeckt circa 5 Minuten schmoren. . Kirschtomaten halbieren und zusammen mit den Erbsen zu den Artischocken geben. Circa 3-4 Minuten mitschmoren. Die Tomaten sollten nicht zerfallen. Salzen und pfeffern.

Bandnudeln nach Vorschrift in Salzwasser al dente kochen.

Minzeblättchen grob zerschneiden. Rucolablätter kleiner zupfen. Walnüsse grob hacken und in einem Eßlöffel Walnußöl kurz anrösten.

Die Nudeln abgießen, abtropfen lassen und in eine vorgewärmte Schüssel geben. Mit dem Gemüse und den Minzeblättchen vorsichtig vermischen. Mit geröstenen Walnüssen, Minzeblättchen und Rucola bestreut servieren.

tierfreitag

Donnerstag, 27. Februar 2014

Erdbeeren im Februar???

In Spanien sind wir mit der Obst- und Gemüsesaison den Deutschen um einige Wochen voraus. Wenn hier die Saison für frische einheimische Erdbeeren, Spargel oder Kirschen beginnt, dann müssen sich die Deutschen sich noch sechs oder acht Wochen gedulden, bis sie ihre einheimische Ware kaufen können. Immer vorausgesetzt, daß sie umwelt- und konsumbewusst dann kaufen, wenn die jeweilige Frucht bzw. das Gemüse wirklich Saison hat.

Erdbeeren die unausgreift sind und kein Aroma haben
Schon seit Wochen beobachte ich, daß in Spanien Erdbeeren angeboten werden und grüner Spargel (aus Peru) und sogar Kirschen.. Diese Unsitte scheint sich auch in Deutschland breitzumachen. Es ist mir unverständlich, daß viele Marktbesucher diese Erdbeeren kaufen Früchte die keinerlei Aroma haben und nach nassem Pappmaché schmecken. Mir fällt auch auf, daß in vielen Foodbloggs jetzt im Spätwinter vermehrt Rezepte mit frischen Erdbeeren auftauchen. Das finde ich gar nicht gut. Auch wenn der Winter in diesem Jahr recht mild war, .Erdbeeren implizieren für mich warme Sommertage, blauer Himmel und Sonne. Das sind Frühsommerfrüchte, die im Winter nichts zu suchen haben.
Grüner Spargel aus Peru
Auch der Spargel aus Peru, so extrem billig, daß man sich fragt, welchen Stundenlohn die Landarbeiter in Peru denn eigentlich bekommen, überschwemmt den Markt. Das dieser Peruaner Spargel nach nichts schmeckt, kommt noch dazu. Dabei gibt es in Spanien wirklich gute Erdbeeren und ausgezeichneten Spargel - würzigen grünen aus Granada und weißen aus Navarra - nur eben erst frühestens ab Mitte März. Kirschen sind sogar erst ab Mitte oder Ende Mai reif, wenn das Wetter mitspielt. Im Hinterland der Costa Blanca, wo Kirschen wachsen, blühen die Bäume noch nicht einmal. Wo kommen also diese Kirschen her? 
Kirschen sind sogar erst ab Mitte oder Ende Mai reif, wenn das Wetter mitspielt. Im Hinterland der Costa Blanca, wo Kirschen wachsen, blühen die Bäume derzeit noch nicht einmal. Wo kommen also diese Kirschen her? Die früh, früher am frühesten Sucht ruft seltsame Exzesse hervor. Eine Firma in Aragón (Nordostspanien) züchtet Kirschbäume in Gewächshäusern und bietet die Kirschen unter dem paradoxen Namen Spring Cherry (Frühlingskirsche) im März auf dem Markt an. Das erste Kilo ersteigerte voriges Jahr ein Engländer für 1.040 Euro!!!! Die restlichen Kirschen wurden von der englischen Supermarktkette Tesco in Körbchen à 150 Gramm zu 5,99 Englische Pfund verkauft. D.h circa 17 Kirschen kosten rund 7,50 Euro.

Für die Hersteller ist das ein Riesengeschäft, das wir nicht mitmachen müssen!!!


Dienstag, 25. Februar 2014

Magdalenas mit Orangen und Orangenblütenwasser

Eigentlich kann ich ja nicht backen und mache mir nicht viel aus Kuchen. Doch als ich dieses Rezept für Magdalenas in einer spanischen Zeitschrift sah, schien es mir so einfach zu sein, daß ich mich traute. Nachdem ich die Magdalenas nun gebacken habe kann ich sagen: Es ist so einfach, daß sogar mir die Magdalenas auf den ersten versuch gelungen sind.
Madeleines sind vielleicht die französische Urform der Muffins. Als Madeleines kennt man diese kleinen Gebäckstücke in der französischen Region Lothringen. Vor hier aus wurden sie in ganz Frankreich bekannt. Ursprünglich wurden die Magdalenas bzw. Madeleines in kleinen, muschelförmigen Backformen hergestellt. Heute bäckt man sie in der Regel in kleinen Papierförmchen. Der Teig enthält die gleichen Zutaten wie ein Biskuit, doch in anderer Proportion: Eier, Butter, Zucker, Hefe und Zitrone.
Möglicherweise trug Marcel Proust viel dazu bei, daß die Madeleines auch außerhalb von Frankreich bekannt wurden. In seinem Werk Auf der Suche nach der verlorenen Zeit, überkommt Proust in dem Band In Swanns Welt die Erinnerung an seine Jugend wieder, nachdem er eine in Tee getunkte Madeleine riecht und schmeckt. Proust bezog sich zweifellos auf die Madeleines de Commercy, im Lothringen Petite Madeleine genannt. Diese zerfallen nicht, wenn man sie in den Tee tunkt.
Die Madeleine de Commercy habe ihren Namen von der jungen Hausangestellten Madeleine Paulmier erhalten, die im Jahr 1752 diese kleinen Kuchen für den polnischen König Stanislaus Leszczynski buk, der in Nancy einen Palast bewohnte. Der französische König Ludwig XV. hatte im 18. Jahrhundert Lothringen an den abgesetzten polnischen König Stanislaus I. Leszczynski vergeben, der dann das Herzogtum von Nancy und Lunéville aus als Herzog von Lothringen regierte.

Nach Spanien sollen die Madeleines über den Jakobsweg gekommen sein. Man erzählt eine junge Bäckerin mit Namen Magdalena habe die muschelförmigen Küchlein den Pilgern serviert, wenn sie in Santiago de Compostela angekommen seien. Von Santiago de Compostela aus verbreiteten sich die Magdalenas dann in ganz Spanien.
Magdalenas mit Orangen und Orangenblütenwasser
100 g Mehl
1/2 TL Hefepulver
1 Prise Salz
90 g Butter
2 Eier (L)
80-100 g Zucker
40 ml Orangensaft, frisch gepresst
1 EL Orangenblütenwasser
1 Orange
Puderzucker
Die Teigmenge reicht für circa sechs Förmchen à 150 ml Fassungsvermögen

Die Hefe mit dem Mehl mischen und durchsieben. Die Prise Salz zufügen. Orangenschale mit dem Zestenreisser abziehen und klein hacken.

Eier in eine Schüssel aufschlagen. Zucker zufügen und mit dem Rührgerät schaumig schlagen, bis sich der Zucker aufgelöst hat. Orangensaft, Orangenblütenwasser und Orangenschale unterrühren. Butter in einer kleinen Pfanne schmelzen lassen. Eimasse und den grössten Teil der Butter nach und nach zum Mehl geben. Mit einem Spatel gut verrühren. Teig circa 20 Minuten ruhen lassen.

Inzwischen den Backofen auf 190ºC vorheizen. Flanförmchen (oder andere Förmchen) mit der restlichen Butter dünn auspinseln. Mit dem vorbereiteten Teig zu zwei Dritteln füllen. In den vorgeheizten Backofen schieben und bei 190ºC circa 15-18 Minuten backen. Aus dem Backofen nehmen, etwas abkühlen lassen und die Magdalenas aus der Form stürzen. Nach Geschmack mit Puderzucker bestreuen. Ofenwarm schmecken diese Magdalenas am besten.

Montag, 24. Februar 2014

Wildschweinragout auf korsische Art oder wie man zu einem Myrtestrauch kommt

Seit ein paar Tagen bin ich stolze Besitzerin eines Myrtestrauches. Antonio el Guapo, der schöne Antonio, hatte ein Wildschwein geschossen und mir davon die Schulter geschenkt. Da kam Freude auf, denn Wild ist hier kaum erhältlich, wenn man einmal von ein paar mickrigen Hasen, Kaninchen und Fasanen absieht. Daß ich aus einem Teil dieses Wildschweins eine Wildschweinpastete zubereiten würde, war mir gleich klar. Doch was tun mit dem Rest. Beim Stöbern im Internet stieß ich immer wieder auf Wildschweinragout auf korsische Art. Was ist denn eigentlich korsische Art?  
"Dieser hauchzarte Duft nach Thymian und Mandeln, Feigen und Kastanien... und dieser Hauch von Kiefer, diese leichte Andeutung von Beifuß, diese Ahnung von Rosmarin und Lavendel... ach, meine Freunde, dieser Duft! ...das ist Korsika!"  So schwärmt Osolemirnix, der korsische Sippenchef, als er zusammen mit Asterix und Obelix aus seiner Gefangenschaft in Gallien nach Korsika zurückkehrte und einen korsischen Käse anschnitt.
Bei meinen Recherchen stellte ich fest, daß sich in der korsischen Küche italienische, spanische, die provençalische und arabische Komponenten vereinen. Vor allem verstehen es die Korsen mit würzigen Kräutern umzugehen.  Kräuter die aus der Maquis stammen, dem undurchdringlichen Pflanzenteppich aus Rosmarin, Myrte, Wacholder, Ginster, Mastixstrauch, Thymian, Lavendel, Fenchel und anderen Kräutern und Gewächsen. Dieser Sträucherteppich überzieht die halbe Insel und duftet himmlisch nach Mittelmeer. Diese Kräutern der Maquis, verleihen den korsischen Gerichten ihren unnachahmlichen Duft und die  typische Würze.
Die Myrte ließ mich stutzen. Myrte kannte ich als grünen Zweig im Kranz, der die Braut schmückt und auch das Revers der männlichen Hochzeitsgäste. Myrte war der Aphrodite geweiht, der griechischen Göttin der Liebe und Schönheit. Schon im 16. Jahrhundert war es in Deutschland Brauch, daß die frisch gebackene Ehefrau einen Myrtezweig in die Erde steckte. Wuchs er an, so sah man das als Zeichen, daß das Eheglück vielleicht beständig sein könnte.
 Da die Myrte als typisches Mittelmeerkraut wärmeliebend ist, musste man den Strauch im kalten deutschen Winter ins Haus holen, damit die Myrte und mit ihr auch das Eheglück nicht erfrieren. Daher gilt die Myrte als eine der ältesten Zimmerpflanzen. Nur als Zutat in der Gastronomie war mir Myrte völlig unbekannt. Dabei ist die Myrte (Myrtus communis) ein uraltes Küchenkraut, das nicht nur zu Heilzwecken und heiligen Zwecken verwendet wird. Schon vor mehr als zweitausend Jahre vor Christus würzten die Ägypter ihr geliebtes Bier mit Myrte, Safran und Anis. Die Wikinger verfeinerten ihren Beeren- und Honigwein u.a. mit Myrte. Griechen und Römer nutzten in Wein gekochte Myrte als Stärkungsmittel für den Magen. Auf Korsika und Sardinien wird aus den Myrtebeeren ein würziger Likör zubereitet, den man gern als Digestif trinkt. Mit Myrtezweigen aromatisiert man gegrilltes Fleisch oder man benutzt Myrte als Grillholz. Das verleiht dem Fleisch einen herb-würzigen und sehr angenehmen Geschmack. Getrocknete Myrtebeeren benutzt man zum Würzen von Wildgerichten,  Eintöpfen und Fischsuppe oder in Rotkraut und Sauerkraut statt Wacholderbeeren. Die getrockneten Myrtebeeren sind sehr aromatisch und können im Gegensatz zu den Wacholderbeeren gut mitgegessen werden. Nur wo bekomme ich Myrteblätter oder Myrtebeeren her? Überall wo ich fragte, stieß ich auf Kopfschütteln. Da fuhr ich kurzerhand zu meiner Gärtnerin. Die hatte einen kleinen Myrtestrauch. Der steht jetzt auf meiner Terrasse. So kommt man unverhofft zu einer Myrte. Vielleicht kann ich ja dann im Spätsommer oder Herbst auch Myrtebeeren ernten. Ich habe mangels Beeren die Myrteblätter in die Rotweinmarinade getan und auch nachher mitgeschmort. Es lohnt sich, denn das Wildschweinragout erhielt einen unnachahmlich würzigen Geschmack.
Mein Rezept wurde unter der Rubrik "Wildrezepte für Genießer: Unsere Favoriten aus dem Netz" vom Grube Blog ausgewählt.


Wildschweinragout auf korsische Art mit Myrte
1 kg Wildschwein ohne Knochen
Für die Marinade:
1 kleine, rote Zwiebel
1 l trockener, kräftiger Rotwein, ideal wäre korsischer
je 1 Zweig Thymian und Rosmarin,
2 Lorbeerblätter
10 Myrteblätter
3-4 EL Olivenöl nativ extra
5 rosa Knoblauchzehen
1 EL Mehl
Meersalz
schwarzer Pfeffer aus der Mühle

Das Fleisch in kleinere Würfel schneiden. Die Zwiebel häuten und in dünne Scheiben schneiden. Fleisch mit Lorbeer, Thymian, Rosmarin, Myrteblättern Zwiebel und Knoblauch in eine Schüssel legen. Leicht salzen und mit Rotwein übergießen. Zugedeckt im Kühlschrank zwei, drei Tage marinieren.

Das Fleisch aus der Marinade nehmen, abtropfen lassen und mit Küchenpapier trockentupfen. Marinade durch ein Sieb gießen. Zwiebelringe, Knoblauch und Kräuter aufheben.

Olivenöl in einem Topf erhitzen. Die Wildschweinwürfel portionsweise im heißen Öl anbraten. Zwiebel und Knoblauch zugeben und kurz mitbraten. Mit einem Eßlöffel Mehl bestäuben und gut umrühren. Dann mit der Marinade ablöschen. Kräuter, Lorbeer- und Myrteblätter zum Fleisch geben. Aufkochen lassen und zugedeckt bei schwacher Hitze anderthalb bis zwei Stunden köcheln. Eventuell noch etwas Rotwein nachfüllen.

Ich habe das korsische Wildschweinragout mit Safranspätzle serviert. Da ich zu faul war, Spätzle selber zuzubereiten, habe ich ins Kochwasser eine Prise Safranpulver gegeben. Das erklärt die schöne gelbe Farbe.

Das ist dann auch mein Beitrag zu Jan Theofel Blogparade Wild(-rezepte) die er in seinem Küchen Atlas Blog veranstaltet.
Blogparade: Wild(-rezepte)

Freitag, 21. Februar 2014

Tierfreitag: Kichererbsen für fast alles zu haben

Sagt bloß es ist schon wieder Tierfreitag?  Wie wär's mit Kichererbsen, fragt Katharina Seiser im Zusammenhang mit diesem Event. Das wäre gut, denn Kicherbsen sind einfach Spitze und gehören neben Linsen zu meinen Lieblingshülsenfrüchten. Obwohl die deutsche Küche zahllose Gerichte mit Hülsenfrüchten kennt, ist die Kichererbse erstaunlich unpopulär. Dabei sind Kichererbsen nicht nur sehr schmackhaft, sondern auch recht gesund. Sie enthalten rund 20% Eiweiß und ihr Mineralstoffgehalt an Magnesium, Eisen und Zink ist hoch. Auch enthalten sie viel Lysin, Vitamin B1 und B6 und Folsäure. Und sie schmecken gut: mediterran, leicht nussig und sehr sättigend. Farinata zu, einen Pfannkuchen, den man in der Provence und rund um Nizza  Cade oder Socca nennt. Unter dem Namen Calentita kennt man diesen Pfannkuchen auch in Gibraltar. In Algerien fügt man Eier und Kreuzkümmel hinzu und ändert den Namen zu Karantita. Zudem kann man mit Kichererbsen gut experimentieren. Durch ihren relativ milden Eigengeschmack, harmonieren sie wunderbar mit Gewürzen wie Pimentón de la Vera, Curry, Raz el Hanout, Cumin, Salzzitronen, frischen Kräutern wie Minze, Koriander, Thymian, Rosmarin und Knoblauch. Selbst die knackigen Keine der Kichererbsen kann man prima im Salat verwenden.
Kichererbsen eignen sich für Suppen und Eintöpfe, schmecken als Hummus und Falafel, im oder als Salat und in indischen Currys. Aus Kichererbsenmehl kann man Fladen machen und die Italiener bereiten damit die Farinata di ceci zu, einen Pfannkuchen den man in der Provence und rund um Nizza  Cade oder Socca nennt. Unter dem Namen Calentita ist ein ähnlicher Kichererbsenkuchen in Gibraltar sehr beliebt. Fügt man Eier und Kreuzkümmel hinzu, dann hat man eine algerische Karantita.
In Südamerika, rund um Buenos Aires und Río de la Plata,  kennt man die Farinata unter dem Namen  fainá  und ißt sie zu Pizza.
Die Kichererbse (Cicer arietinum), auch Römische Kicher, Venuskicher oder Felderbse genannt, stammt auch aus der Familie der Hülsenfrüchtler, ist jedoch keine Verwandte der grünen Erbse.
Der Name Kichererbse lässt an kichernde Erntehelferinnen denken, doch hat er nichts mit Kichern zu tun. Er stammt vom lateinischen Wort für Erbse cicer ab und kam über die althochdeutsche Bezeichnung kihhira und dann das mittelhochdeutsche Wort Kicher zu uns. Eigentlich heißt Kichererbse demnach Erbsen-Erbse. Hauptanbaugebiete der Kichererbse sind heute Spanien, die Türkei, Nordafrika, Mexiko, Afghanistan, Indien und Pakistan. In Mexiko und Indien sind Kichererbsen nach wie vor ein wichtiges Grundnahrungsmittel.
Kichererbse ist jedoch nicht gleich Kichererbse. Zwei Gruppen Kichererbsen sind auf dem Markt zu finden: die kleinen, runzeligen, roten braunen oder schwarzen Samen aus Indien und die größeren rundlichen, beige-gelben bis hellbraunen Kichererbsen aus dem Mittelmeerraum, die in Europa bekannter und verbreiteter sind. Daß es innerhalb dieser beiden Gruppen noch unterschiedliche Sorten gibt, will ich nur kurz erwähnen. Ich glaube aber kaum, daß man in deutschen Läden unter sechs oder sieben verschiedenen Kichererbsensorten wählen kann wie in Spanien. Auch wenn es interessant wäre, denn es gibt eher mehlig kochende Sorten und andere, die knackiger bleiben.

Getrocknete Kichererbsen kühl, trocken und luftdicht gelagert, sind getrocknete Kichererbsen bis zwei Jahre genießbar. Man sollte die Kichererbsen aber gelegentlich lüften. Was man auf keinen Fall kaufen sollte, sind vorgekochte Kichererbsen im Glas oder in der Dose. Sie schmecken so wie Mottgenpulver riecht. Der feine nussige Geschmack, der Kichererbsen eigen ist, kommt gar nicht zur Geltung. Dabei ist es ganz einfach, sich einen Vorrat an gekochten Kichererbsen zuzulegen. Getrocknete Kicherbsen werden über Nacht in kaltem Wasser eingeweicht. Eine große Schüssel nehmen, denn Kichererbsen verdoppeln oder verdreifachen ihr Volumen. Das Einweichwasser schüttet man weg und kocht die eingeweichten Kichererbsen in reichlich frischem Wasser circa 45 Minuten.  Dann friert man die gekochten, abgekühlten Kichererbsen portionsweise ein. Vor dem Zubereiten muß man sie nicht einmal lange auftauen lassen, sondern kann sie sofort verwenden. Zu dieser Rote Bete Suppe mit Kokosmilch habe ich die Kichererbsen direkt in gefrorenem Zustand gegeben.

Rote-Bete-Suppe mit Kichererbsen und Kokosnuß
3-4 frische Knollen Rote Bete (gut 500 g)
1 dünne Lauchstange
1 Frühlingszwiebel samt Grün
2 EL mildes Olivenöl nativ extra
1 TL gemahlener Cumin
600 ml Gemüsebrühe
400 ml Kokosmilch
200 g gekochte Kichererbsen
Fruchtfleisch einer halben Kokosnuß
Orangensalz
evtl. 1 EL Sherryessig
frisch gemahlener Pfeffer

Rote Bete dünn schälen und in kleine Würfel schneiden. Zwiebel häuten und fein hacken. Das Grün aufheben. Lauch waschen und schräg in feine Streifen schneiden.

Olivenöl in einem Topf erhitzen. Zwiebel und Lauch im heißen Öl 2-3 Min. anbraten. Rote Bete dazu geben und 3 Min. mitbraten. Gemüsebrühe und Kokosmilch angießen. Aufkochen und bei geringer Hitze 30 Min. köcheln. Inzwischen das Kokosnußfleisch fein raspeln.

Nach Beendigung der Kochzeit knapp die Hälfte der Roten Bete mit einem Schaumlöffel aus der Suppe fischen. Die restliche Suppe fein pürieren.  Das Grün der Frühlingsziebel in feine Ringe schneiden.
Kichererbsen, Kokosnußraspel und Rote Bete Würfel in die Suppe geben. Suppe noch einmal 3-5 Min. erhitzen. Mit Orangensalz und frisch gemahlenem Pfeffer  und nach Gusto mit ein wenig Sherryessig abschmecken.
Zum Servieren die Suppe mit den grünen Frühlingszwiebelstreifchen und den fein gehobeltem Kokosnußfleisch bestreuen. tierfreitag

Dienstag, 18. Februar 2014

Schwarze Nudeln mit Miesmuscheln in Weißwein-Petersiliensauce

Können zwei Esser für weniger als fünf Euro satt werden? Mit Rosmarinkartoffeln und lila Artischocken, die summa summarum 3,40 Euro für zwei Personen kosteten, habe ich in meinem ersten Beitrag zu  Peter G.Spandls Event 2 für weniger als 5 mit einem vegetarischen Gericht schon einmal zwei Esser satt bekommen.
Da ich ja am Mittelmeer wohne - Luftlinie 500 m - wäre doch eigentlich etwas mit Fisch angesagt. Nun ist aber das Mittelmeer so leer- bzw. überfischt, daß die abendliche Ausbeute der wenigen Fischkutter, die es noch gibt, mehr als kläglich ist. Auch wir greifen mehr und mehr auf den Fisch aus den Piscifactorias zurück. Das sind die schwimmenden Fischzuchtanstalten, die hier vor der Küste im Mittelmeer angesiedelt sind. Miesmuscheln hingegen werden schon seit ewigen Zeiten in Muschelbänken gezüchtet und sind noch unbeschränkt verfügbar. Wobei auch Muscheln ihre Saison haben. Das hat nichts mit den Monaten mit oder ohne R zu tun, sondern mit dem biologischen Zyklus der Muscheln.
In meiner Gegend genießt die Mittelmeermuscheln mejillón mediterráneo, auch Clochina genannt, einen ausgezeichneten Ruf. Sie entspricht im Geschmack in etwa den begehrten französischen Moules de bouchot. Sie ist kleiner, aber deutlich schmackhafter als die Miesmuscheln, die von den galicischen Muschelbänken in Nordspanien stammen. Die Saison der Clochinas beginnt etwa Ende Mai und dauert den ganzen Sommer über. Da wir erst Februar haben, nahm ich Miesmuscheln aus Galicien, die das ganze Jahr über zu haben sind. In einer Weißweinsauce mit Knoblauch und Petersilie kann man diese Muscheln ohne weiteres verwenden.
Wenn man ungeputzte Muscheln nimmt - in Spanien gibt es gar keine geputzten Muscheln - kann man einiges sparen. So schlimm ist nämlich die Putzerei gar nicht. Es mag nun sein, daß auch ungeputzte Miesmuscheln in Deutschland deutlich teurer sind als hier in Spanien. Doch Muscheln und anderes Meergetier zählt bei mir zur regionalen Küche.
Miesmuscheln koche ich übrigens immer nur in ganz wenig ungesalzenem Wasser oder Weißwein. Während des Kochens geben die Muscheln jede Menge "Meerwasser" ab. Einen Teil des kräftig salzigen und würzigen Suds verwende ich dann für die Sauce.

Schwarze Nudeln mit Miesmuscheln
250 g schwarze Spaghetti (1,50 €)
1 kg ungeputzte Miesmuscheln ( 1,20 €)
1 Bund glatte Petersilie (gibt's bei uns auf dem Markt umsonst)
1 Frühlingszwiebel (0,40 €)
1 rosa Knoblauchzehe (circa 0,05 €)
4 EL Olivenöl nativ extra (circa 0,50 €)
100 ml Weißwein (1,00 €)
Meersalz und frisch gemahlener Pfeffer (circa 0,05 €)
Summa summarum:  4,70 €

Die Miesmuscheln gründlich abbüsten und die Bärte entfernen. In einem großen Topf ganz wenig Wasser erhitzen. Die geputzten Muscheln in den Topf geben und zugedeckt circa 8-10 Minuten kochen, bis sich alle Muscheln geöffnet haben. Muscheln mit einem Schaumlöffeln aus dem Topf nehmen, etwas abkühlen lassen und aus der Schale holen. Muschelsud durch ein feines Sieb gießen.

Frühlingszwiebel und Knoblauchzehe häuten und fein hacken.Petersilieblättchen abzupfen und nicht ganz so fein hacken. Olivenöl in einer Pfanne erhitzen. Zwiebeln im heißen Öl kurz anschwitzen. Mit Weißwein ablöschen und etwas einkochen lassen. Von dem Muschelwasser circa 80 ml angießen und ebenfalls ein bißchen einkochen lassen. Petersilie und Muscheln zugeben umrühren und vom Herd nehmen. Mit wenig Salz und Pfeffer würzen und ein paar Tropfen vom besten Olivenöl unterrühren.

Schwarze Spaghetti in reichlich Salzwasser al dente kochen. In ein Sieb gießen und abtropfen lassen.

Muschelsauce mit den Nudeln gut vermischen und in einer vorgewärmten Schüssel sofort auf den Tisch bringen.



Das wäre dann mein zweiter Beitrag zu Peter G. Spandls Blogevent. Schade, daß man nur zwei Beiträge einreichen darf, denn die Sache fängt an, mir Spaß zu machen...

Blogevent Satte ZWEI für weniger als 5





Freitag, 14. Februar 2014

Tierfreitag: Rotkrautsalat mit Orangen, Radieschen und Chicorée


Tierfreitag ist eine Wortschöpfung der österreichischen Kulinarikjournalistin Katharina Seiser.  Sie ist Autorin des kulinarischen Blogs esskultur.at. In eben diesem Blog möchte Katharina wissen, wofür tierfreitag stehen und wie kann der Begriff verwendet werden kann. Mir hat diese Idee sehr gut gefallen, denn ich bin der Meinung, wir alle müssen dringend etwas tun, um unsere Ernährungsgewohnheiten zu ändern. Uns zuliebe und der Umwelt zuliebe....
Ich gehöre noch zu der Generation, die in ihrer Kindheit und Jugend generell weniger Fleisch als heute aß.  Das waren zumindest auf dem Land nicht unbedingt eine finanzielle Frage. Fast jeder hatte Hühner und Kaninchen. Hausschlachtungen waren noch gang und gebe. Fleisch war damals m.E. noch nicht das Statussymbol, das es in den 1970er Jahren wurde. Da setzte man "täglichen" Fleischkonsum plötzlich mit Wohlstand gleich, nach dem Motto "wir können uns das leisten". Damit war der Grundstein für die heutige Misere gelegt. Die Massentierzucht im besonderen und die Massenzucht im allgemeinen. Plötzlich vergaß man auch, daß Obst und Gemüse, ja sogar Fisch und Meeresfrüchte ihre Saison haben. Jeder wollte plötzlich alles zu jeder Zeit haben.
Der Tierfreitag war in meiner Kindheit und Jugend in jedem Fall der Freitag. Auch wenn der Freitag keinewegs der einzige tierfreie Tag war. Freitags gab es bei uns auch nicht zwingend Fisch statt Fleisch, sondern oft rein pflanzliches Essen. Wir hatten einen sehr großen Garten, der eine größere Gemüse-und Obstvielfalt und mehr Kräuterauswahl bot, als heute so mancher Wochenmarkt. Das wurde alles frisch gegessen und für den Winter eingemacht. Der Grund für den Tierfreitag war u.a., daß der Freitag alle zwei Wochen der große Waschtag war. In Zeiten, als der normale Haushalt noch nicht über eine Waschmaschine verfügte, war der Waschtag im wahrsten Sinn des Wortes noch in Wasch-Tag. Den ganzen Tag über wurde in der Waschküche geschrubbt, Wäsche gestampft, im Kessel gekocht, ausgespült, ausgewrungen, auf der Bleichwiese gebleicht und auf der Leine getrocknet. Eine schweißtreibende und schwere Arbeit, die für ein aufwendiges Mittagessen gar keine Zeit ließ. Das was auf den Tisch kam, musste schnell zubereitet sein. Nun hatten wir zum Glück noch meine Großmutter. Die brauchte nicht mehr in der Waschküche zu schuften, sondern war für das Mittagessen zuständig. So kamen wir im Winter in den Genuß wunderbarer Kartoffelsuppen mit Krachelscher oder getrockneten Pilzen, Bier-oder Buttermilch- oder Brotsuppen, Kartoffelpuffern mit Apfelkompott, Kartoffelgulasch mit Kräutern, Kartoffelkuchen oder süßen Gerichten wie Pfannkuchen mit Apfelmus oder eingemachten Kirschen, Quarkknödel, Ab dem späten Frühjahr, im Sommer und im Herbst waren dann die frischen Früchte unseres Gartens an der Reihe: Salate in allen Variationen,die ersten Kartoffeln mit Kräuterquark, Erdbeerkaltschale, Bohnensuppe aus vielerlei frischen Bohnen, Risi Bisi mit pflückfrischen Erbsen, Blumenkohl mit gerösteten Bröseln, etc. Gemüse war nicht einfach nur Beilage, sondern das Hauptgericht. Die handgeschriebene Rezeptkladde meiner Großmutter habe ich noch. Da werde ich sicher noch einiges für diesen Event finden.
tierfreitag
Ich bin der Ansicht, was man als Kind an Eßgewohnheiten gelernt hat, übernimmt man dann oft auch als Erwachsener. Auch bei uns ist bis heute mehrmals in der Woche Tierfreitag. Sogar meine Söhne haben das übernommen. Das bedeutet weder Fleisch noch Fisch und nie künstliche vegetarisch-vegane Ersatzprodukte. Die sind völlig unnötig und schmecken uns nicht und sollen auch hier nicht zum Einsatz kommen. Die Auswahl an Rezepten mit rein pflanzlichen Produkten ist nahezu unerschöpflich. Selbst wenn man sich an die pflanzlichen Produkte hält, die gerade Saison haben. So wie bei diesem Salat: Rotkraut, Orangen, Chicorée, Radieschen und Karotten. Mit einem frischen Baguette dazu ist dieser Salat eine vollwertige Mahlzeit. Katharina meint ein einem Kommentar, Honig "gehe nicht als pflanzlich durch". Man kann ihn auch weglassen und nur eine Reduktion aus spanischem Balsamicoessig machen. Der ist als solcher süß genug...
Rotkrautsalat mit Orangen, Radieschen und Chicorée
½ frischer Rotkohl (circa 500 g)
3 große Orangen (Navel)
1 Bund Radieschen
1 kleine Frühlingszwiebel
1 Karotte
2 Chicoreestangen
1 Zitrone
4 EL spanischer Balsamicoessig aus Andalusien
1 EL Orangenblütenhonig
2-3 EL mildes Olivenöl nativ extra der Sorte Arbequina oder Koroneiki
Maldonsalz

Rotkohl mit Hilfe der Mandoline in sehr feine Streifen raspeln. Orangen schälen, dabei die weiße Haut komplett entfernen. Die Frucht erst in circa 1 cm dicke Scheiben und dann in Stücke schneiden.

Radieschen waschen und in feine Scheiben schneiden. Frühlingszwiebel in feine Scheiben schneiden.  Chicorée wenn nötig waschen und vorsichtig abtrocknen, um die Blätter nicht zu zerbrechen. Karotte schaben und in feine Streifen (Julienne) schneiden. Karottenstreifen mit Zitronensaft beträufeln.

Balsamicoessig und Honig in einer Kasserolle erhitzen. Bei geringer Hitze 4-5 Minuten unter ständigem Rühren etwas reduzieren. Wenn die Reduktion wie Karamell aussieht, vom Herd nehmen.

Alle Zutaten für den Salat außer dem Chicorée in eine Schüssel geben. Mit Olivenöl beträufeln und vorsichtig mischen. Dann den Salat auf Portionsteller verteilen und mit der Balsamicoreduktion beträufeln. Mit den Chicoréeblättern dekorieren.

Mittwoch, 12. Februar 2014

Rosmarinkartoffeln mit lila Artischocken

Satte 2 für weniger als 5 möchte Peter G.Spandl in dem Event haben, den er in seinem Blog Aus meinem Kochtopf gerade veranstaltet. Eine schöne Anregung herauszufinden, ob man für weniger als fünf Euro zwei Esser satt bekommt.
Das kommt ja nun erst einmal auf den/die Esser an. Wenn ich so in einschlägigen Foodbloggs lese, welche Mengen da z.T. vertilgt werden, dann bekomme ich mit fünf Euro keine zwei Esser satt, auch nicht, wenn ich für jeden ein Kilo Kartoffeln als Beilage einkalkuliere. Folglich gehe ich von den Portionen aus, die der beste aller Testesser und ich in der Regel verspeisen.
Am günstigsten, will sagen preiswertesten komme ich zurecht, wenn ich Gemüse der Saison nehme. Das sind hier in meiner spanischen Gegend derzeit Artischocken, Dicke Bohnen, junger Knoblauch, Endivien- oder Friséesalat, Winterspinat, Broccoli, Karden, Rotkohl und Blumenkohl, Chicorée und Rote Bete. Für Gemüse, deren Saison gerade beginnt, reicht der vorgegebene Etat nicht, denn die sind noch recht teuer.
Die Rosmarinkartoffeln mit jungen Artischocken verdanken ihre Enstehung mehr dem Zufall als der Planung. Ich war zu faul zum Einkaufen gewesen und mir fiel eigentlich auch nichts ein, was ich hätte einkaufen sollen. Es war einer dieser Tage,  wo man sich fragt "Was koche ich denn heute?". Also schaute ich mich in Kühlschrank und Speisekammer um und beschloß aus den vorhandenen Vorräten etwas zu kochen. Da fiel mir auch Peters Event wieder ein. Simple Nudeln mit Tomatensauce oder ein Teller voll Bratkartoffeln mit Spiegelei schieden folglich aus, denn Peter wünscht sich sicher ein Gericht, das nicht nur den Bauch voll macht, sondern auch den Gaumen erfreut. Wie wäre es denn mit gebratenen Rosmarinkartoffeln und jungen, lila Artischocken? Der beste aller Testesser und ich - als Teilzeitvegetarier - mögen solche Gemüsegerichte gern. Für summa summarum 3,40 Euro sind wir beide satt geworden.  Wenn man dann noch einen halben Friséesalat (0,75 €) dazu ißt, angemacht mit Salz, Pfeffer, Zitronensaft, Olivenöl und 1 Knoblauchzehe, erhöht sich die Summe auf rund 4,50 Euro, Olivenöl, Zitrone, Salz und Pfeffer für die Salatsauce mitgerechnet. Den Nachtisch, zwei pflückfrische, süße Orangen rechne ich nicht mit. Denn die Früchtchen hatte mir mein Nachbar geschenkt
Rosmarinkartoffeln mit lila Artischocken
750 g Kartoffeln (1,20 €)
6 kleine, lila Artischocken (1,50 €)
Olivenöl nativ extra (6 EL circa 0,70 €)
unbehandeltes Meersalz (unmöglich auszurechnen, da das Kilo 31 Centimos kostet)
Rosmarin (wächst gratis im Garten)
Summa Summarum: 3,40 €

Kartoffeln schälen, längs vierteln und in Stücke schneiden. Artischocken bis aufs Herz entblättern. Die Spitze großzügig abschneiden. Den Stiel dünn abschälen. Artischocken vierteln. Rosmarinnadeln von Stengel abstreifen und fein hacken.

Zwei Drittel des Olivenöls in einer Pfanne erhitzen. Kartoffelstücke hineinlegen und in circa 15-20 Minuten rundum knusprig braten. Nach der Hälfte der Bratzeit salzen.

Wenn die Kartoffeln halbgar sind, das restliche Olivenöl in einer zweiten Pfanne erhitzen. Geviertelte Artischocken im heißen Olivenöl braten.
Sind die Kartoffeln gar,  gibt man die gebratenen Artischocken dazu. Mit Rosmarinnadeln bestreut servieren.

Das wäre dann mein vegetarischer Beitrag zu Peters Blogevent. Mal sehen, was mir als zweiter Beitrag mit Fleisch oder Fisch dann noch einfällt.
Blogevent Satte ZWEI für weniger als 5

Dienstag, 11. Februar 2014

Persisches Huhn Fesenjan mit Gewürzreis






Fesenjān, auch Khoresht-e fesenjān oder Persisch ‏خورشت فسنجانgenannt, ist ein Schmorgericht mit Huhn, Granatapfelsaft und Walnüssen. In Persien ist es ein traditionelles Festessen, das gern bei Familienfeiern und Hochzeiten serviert wird. Gelegentlich wird das Huhn auch durch Ente ersetzt. Unabdingbar für dieses Gericht sind gemahlene Walnüsse und Granatapfelsaft, um den süß-herben Geschmack zu erhalten. Noch besser wäre Granatapfelmelasse, die jedoch nicht ganz so einfach in unseren Breitengraden erhältlich ist. Doch man kann sie leicht selber herstellen. Das Rezept steht unten. Schwieriger wird es schon mit dem Gewürz Advieh. Das ist eine persische Gewürzmischung die von Region zu Region ein wenig variiert. Zu den Grundzutaten gehören Zimt, Kardamom, Cumin und getrocknete Rosenblätter. Als weitere Ingredienzien findet man auch Curcuma, Gewürznelken, Ingwer, Safran, Muskatnuß, schwarzer Pfeffer und Koriander, etc., etc. Mich erinnert diese persische Gewürzmischung ein wenig an das marokkanische Raz el Hanout.
Der beste aller Tesesser und ich mögen solche Gerichte sehr, die so wunderbar nach Tausenundeine Nacht duften und schmecken. Als Pfiff habe ich über das fertige Gericht noch ein paar frische Granatapfelkörner gestreut. Deren Saison ist in Spanien zwar vorbei. Doch bei dem kühlen Winterwetter konnte ich einige Granatäpfel in einem Korb auf meiner Terrasse an einem schattigen Plätzchen gut aufheben. Die werden jetzt verwendet.
Persisches Huhn Fesenjan mit Gewürzreis
8 Hühnerschenkel
1 rote Zwiebel
½ TL Zimt
4 Cardamomkapseln
½ TL schwarze Pfefferkörner
1 Handvoll Walnußkerne
¼ l Geflügelbrühe oder Geflügelfond
4 EL Orangenblütenhonig
100 ml Granatapfelmelasse oder Granatapfelsaft
1 Granatapfel
Mildes Olivenöl nativ extra
Orangensalz
Für den Gewürzreis:
200 g Basmatireis
600 ml Gemüsebrühe oder Wasser
½ weiße Zwiebel
1 Knoblauchzehe
8 grüne Cardamomkapseln
4 Gewürznelken
1 Stückchen Macis (Muskatblüte)
Frisch gemahlener schwarzer Pfeffer
 Meersalz
Olivenöl nativ extra

Zwiebel und Knoblauch häuten und fein hacken. Die Hühnerstücke enthäuten. Walnußkerne in einer Nußmühle mahlen oder mit einem schweren Messer fein hacken. Cardamomkapseln leicht aufklopfen. Pfeffer im Mörser zerreiben.

Öl in einer flachen Kasserolle erhitzen. Das Fleisch von allen Seiten goldbraun anbraten. Aus dem Topf nehmen und warmstellen.

Knoblauch und Zwiebel im heißen Öl bei schwacher Hitze anschwitzen. Cardamomkapseln, Zimt, Pfeffer und Walnüsse hinzufügen und unter Rühren kurz mitbraten. Dann mit Brühe oder Wasser ablöschen. Die Hitze erhöhen. Granatapfelsaft (oder Melasse) und Honig angießen. Aufkochen lassen, die Hühnerstücke einlegen und halb zugedeckt circa 25-35 Minuten köcheln. Dabei die Hühnerstücke ab und zu umdrehen. Die Sauce sollte dickflüssig und schön goldbraun sein.

Während die Fesenjan Huhn gart, den Gewürzreis zubereiten. Dazu Zwiebel und Knoblauch häuten und fein hacken. Cardamomkapseln öffnen und die schwarzen Samnkörner auslösen. Gewürznelken, Cardamomsamen, Macis und schwarze Pfefferkörner im Mörser grob zerstoßen. Mit Zimt vermischen.

Etwas Öl in einem flachen Topf erhitzen. Zwiebel und Knoblauch im heißen Öl anschwitzen. Die Gewürze in den Topf geben und kurz mitbraten, bis sie duften. Dann den trockenen Reis zugeben und unter Rühren 2-3 Minuten mitbraten. Mit heißer Brühe auffüllen und aufkochen lassen. Solange im offenen Topf kochen, bis die Flüssigkeit fast verdampft ist, d.h. auf dem Reis erscheinen kleine Krater. Den Topf zudecken, die Hitze auf ein Minimum verringern (oder den Herd ganz ausschalten) und noch circa 10 Minuten quellen lassen.
Zum Servieren den Gewürzreis auf vier Teller verteilen, je zwei Hühnerschenkel darauf legen. Mit der Sauce beträufeln und mit Granatapfelkernen bestreuen.


Rezept für Granatapfelmelasse
1 l Granatapfelsaft (frisch oder aus dem Glas)
circa 100 g Zucker bei frischem Granatapfelsaft und 50 g bei Granatapfelsaft aus dem Glas
Saft 1 Zitrone

Den Granatapfelsaft mit Zucker und Zitrone mischen. Zum Kochen bringen und unter Rühren solange kochen, bis der Zucker sich aufgelöst hat. Dann die Hitze verringern und den Saft unter gelegentlichem Umrühren sieden, bis er um circa 3/4 der Ausgangsmenge reduziert ist. Die Konsistenz sollte wie dicker Sirup sein. Abkühlen lassen und in Flaschen abgefüllt im Kühlschrank aufheben.

Sonntag, 9. Februar 2014

Ein vertrödelter Samstag und geklautes Katzenfutter als Sonntagsessen

Das war irgendwie ein ganz verrückter Samstag. Es fing damit an, daß ich mich recht ordentlich verschlafen hatte. Was nicht weiter schlimm war, denn der samstägliche Wochenmarkt geht zum Glück bis 13 Uhr. Trotzdem waren meine gesamten Einkaufspläne zeitlich auf den Kopf gestellt. Denn da war ja noch der übliche Samstagsstammtisch mit Freunden. Nach einer Art Katzenwäsche schnappte ich meinen Einkaufskorb und fuhr zum Markt. Erst als ich dort ankam und einparkte, fiel mir ein, daß ich meinen Einkaufszettel zuhause auf dem Tisch liegenlassen hatte. Da Parkplätze rund um den Markt rar sind und ich auch die drei Kilometer wegen eines Zettels nicht zurückfahren wollte,  beschloß ich auswendig einzukaufen. Zarte lila Artischocken, honigsüße Deglet Nour Datteln, reife Avocados von Nachbardorf, knackiger Chicorée, spanische Blutorangen Sanguinelli und junge Knoblauchstangen wanderten in den Korb. Da sich auf unserem Wochenmarkt tout le monde aus dem Dorf trifft, war ein Schwätzchen hier, ein Plausch dort unvermeidlich. Wie sonst kann man sich über den neuesten Dorfklatsch informieren?
Zum Stammtisch kam ich etwas zu spät. Es gab viel zu feiern. Meine spanische Freundin Conchi hatte ihr erstes Kind bekommen, das stolz von den Eltern präsentiert wurde. Katy, die Friseuse meines Vertrauens muß noch vier Wochen auf den Nachwuchs warten. Stefan und Doro wollen nächste Wochen nach Andalusien reisen und Tom und Vera waren zu Besuch aus Deutschland angereist. Erst am späten Nachmittag kam ich  wieder nach Hause. Am Sonntag stellte ich fest, daß ich zwar Obst und Gemüse gekauft hatte, aber das Fleisch vollkommen vergessen hatte. Im Kühlschrank fand ich nur die frische Hühnerleber, die eigentlich als Sonntagsleckerli für die Katzen bestimmt war. Diesmal mußten sie darauf verzichten, denn das geklaute Katzenfutter wurde als gebratene Hühnerleber mit Datteln, Artischocken und Zitronensauce mein Sonntagsessen.
Geflügelleber mit jungen Artischocken und Datteln in Zitronensauce
500 g Geflügelleber
4-6 kleine Artischocken
8 Datteln
1 Zitrone
1/8 l trockener Weißwein
mildes Olivenöl nativ extra
1 TL Butter
Zitronensalz
frisch gemahlener Pfeffer

Bei den Artischocken  die äußeren, harten Blätter großzügig entfernen. Die Spitze abshcneiden, den Stiel dünn schälen. Artischocken vierteln und sofrt in eine Pfanne mit heißem Olivenöl legen. Dann bei mittlerer Hitze rundum goldbraun braten. Leicht salzen.

Die Datteln halbieren, den Kern entfernen.  Die Zitrone vierteln. Ein Zitronenviertel in dünne Scheibchen schneiden.

Butter und Olivenöl in einer Pfanne erhitzen.Die Hühnerlebern im heißen Fett rundum braten. Sie sollten saftig bleiben. Für die letzten 2-3 Minuten Bratzeit die Dattelstreifen und die Zitronenschnitze mitbraten.

Hühnerlebern aus der Pfanne nehmen und zu den Artischocken geben. Den Bratensatz mit Weißwein und ein paar Tropfen Zitronensaft ablöschen und etwas einkochen lassen. Mit Zitronensalz und Pfeffer würzen.
Zum Servieren Hühnerlebern, Artischocken, Datteln und Zitronenschnitze auf Bandnudeln anrichten. Mit Zitronensauce beträufeln und sofort servieren.