Montag, 16. Juli 2012

Tapa Nr. 45: Frittierte Auberginenscheiben mit Honigsauce - Berenjenas Mozarabes

Auberginen lieben es warm und haben deshalb im Sommer Saison. Da schmecken sie auch am besten. Ihre maurischen Wurzeln kann diese Tapa nicht verleugnen. Für den Ausbackteig wird Safran verwendet und die Sauce dazu, in Spanien aguamiel genannt, eine Mischung aus Honig und Wasser oder süßem Wein, war schon unter den Mauren sehr beliebt. Ich aß diese mozarabischen Auberginen zum erstenmal in einer fabelhaften Tapaskneipe in Córdoba. Der Geschmack der frittierten Auberginen begeisterte mich so, daß ich sie dreimal nachbestellt habe. Daraufhin kam der Koch an meinen Tisch und verriet mir das Rezept. Da ich zu Fuß ins Hotel gehen konnte, trank ich auch drei Sherry Fino dazu. Oder waren es doch vier...?
Blick auf Córdoba
Der süß-aromatische Wein, der für die Honigsauce verwendet wird, stammt von der weißen Pedro Ximénez Traube, kurz auch PX genannt. Die außergewöhnlich süße Traube ist vor allem in Andalusien weit verbreitet und wird u.a. bei der Herstellung des Málagaweines, mancher Sherrysorten wie Oloroso oder Cream und des sonnenverwöhnten Montilla-Moriles Weins eingesetzt. Die Rebsorte Perdo Ximénez soll ein Deutscher namens Peter Siemens im 16. Jahhrhundert vom Rhein nach Andalusien gebracht haben, sagt die Legende. Die Engländer hingegen bevorzugen die Version, daß besagter Peter Siemens unter Charles V. in der Royal Navy in den spanischen Niederlanden gedient und die Traube in seinem Gepäck von den Kanarischen Inseln nach Andalusien gebracht habe und erst von dort aus an den Rhein. Wahrscheinlicher ist allerdings eher, daß die wärmeliebende Pedro Ximénez Traube ein Überbleibsel aus der maurischen Zeit war und dann nach der Reconquista übernommen wurde.
Die Griechen sollen den Weinbau in Andalusien eingeführt haben. Unter den Mauren war der Weinbau zunächst unter schweren Strafen verboten. Betrunkenen drohte sogar die Todesstrafe. Später wurden die Wei8nbauern statt mit Strafen mit hohen Stueren belegt und durften weiter anbauen. Es ist bekannt, daß in Córdoba unter den Omaijaden alle sozialen Klassren trotz des Verbotes im Koran Wein tranken. Der Kalif al-Hakam II. ließ im Jahr 964 die Weinreben ausreißen, um den zahlreichen Betrunkenen Einhalt zu gebeiten, die durch Córdoba taumelten. Genützt hat es wohl nicht viel. Als die Katholischen Könige Isabela und Fernando 1487 Málaga eroberten, gab es so viele Weinbauern, daß die hohen Herrschaften umgehend eine Hermandad de viñeros gründeten. Diese Genossenschaft der Weinbauern sollte für die Promotion des guten Tropfens sorgen. Was sie bis heute auch tut.
Die russische Zarin Katharina die Große war eine ausgesprochene Liebhaberin des Málagaweins aus der PX-Traube. León Galvez, spanischer Botschafter am Hofe der großen Katharina, hatte ihr einst ein paar Kisten Málagawein geschenkt. Sie schmeckten der Zarin so gut, daß sie die Weinimporte aus Málaga von jeglichem Importzoll befreite. Eines Tages kamen ein paar Kisten von minderer Qualität. Das erboste Katharina so sehr, daß sie sofort hohe Zölle auf die Málagaweine erhob. Andausien verlor einen der wichtigsten Abnehmer.

Als einen Wein mit "komplexen Aromen mit sortentypischem Charakter der Pedro Ximenez Traube: Karamell- und Kaffetöne, im Hintergrund Toast- und Röstaromen. Am Gaumen geschmeidig und dicht. Im Abgang feine Rosinen- und Dattelaromen ..." beschreiben die Weinkenner den Pedro Ximénez. Mir schmeckt er nicht nur zu den mozarabischen Auberginen.


Tapa Nr. 45: Frittierte Auberginenscheiben mit Honigsauce
3 Auberginen
4-6 EL Mehl
1 Ei
¼ l Bier oder Mineralwasser
1 Döschen Safranpulver
Salz
ca. ¼ l Olivenöl zum Frittieren
Für die Honigsauce:
8 EL Orangenblütenhonig
8 EL Pedro Ximénez- oder Málagawein

Aus Mehl, Ei, Mineralwasser, Safran und Salz einen Ausbackteig rühren. Der Ausbackteig muss recht dünnflüssig bleiben, sonst werden die Auberginenscheiben zu mächtig.

Auberginen quer in dünne Scheiben schneiden. Olivenöl in einer tiefen Pfanne erhitzen. Auberginenscheiben zuerst in den Teig tauchen, dann in Portionen im Olivenöl schwimmend ausbacken. Auf Küchenpapier abtropfen lassen.

Honig in einen kleinen Topf füllen, erwärmen und mit dem Pedro Ximénez Wein verrühren.

Honig-Weinmischung über die Auberginen träufeln und sofort servieren.



Das Rezept steht auch so ähnlich in meinem Kochbuch Andalusien, Küche und Kultur vom Gräfe &Unzer Verlag 

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