Freitag, 27. Dezember 2013

Weinrallye #70: Schäumendes Glück mit Cava, dem spanischen jüngeren Bruder des französischen Champagner


Julián López schenkt Cava ein
Einst wurde der spanische Cava Champán bzw Xampàn genannt, wie sein älterer Bruder der französische Champagner  Doch als Spanien 1986 der EU beitrat, konnten sich die eifersüchtigen Franzosen endlich durchsetzen. Aus wettbewerbsrechtlichen Gründen durften die Spanier den Namen Champagner nicht mehr verwenden, sondern mussten sich einen neuen Namen suchen. Da der Cava, wie der Champagner, am besten unter kühlen Temperaturen reift und dies unterirdisch in Kellern geschieht, die auf Spanisch cava heißen, wählte man den Namen Cava für den nach Champagnerart hergestellten spanischen Schaumwein. Dabei wurden gleich Nägel mit Köpfen gemacht. Seit 1986 ist Cava mit der Qualitätsbezeichnung Denominación de Orígen geschützt. Es hätte ja eventuell französische Nachahmer geben können. Französischer Champagner kommt bei mir nicht auf dem Tisch, bzw. ins Glas. Wo wir doch in Spanien so einen ausgezeichneten Cava haben, der sich hinter dem französischen Champagner nicht zu verstecken braucht. Jeder weiß, daß der Champagner in der französischen Region Champagne erfunden wurde. Doch so wie es guten und schlechten Champagner gibt, gibt es auch guten und schlechten Cava. Gemeinsam ist beiden jedoch die Herstellungsmethode, die seinerzeit der geniale Dom Perignon erfand. Fast 90% des spanischen Cavas werden in Katalonien rund um Penedés, Vilafranca und San Sadurní produziert. Das sind auch die außerhalb Spaniens am meisten bekannten Cavas.
Rüttelpulte oder Pupitre de remuage
Inzwischen haben sich auch andere Weinregionen in Spanien der Herstellung dieses prickelnden Getränkes gewidmet: Tarragona, La Rioja, Lérida, Gerona, Álava, Zaragoza, Navarra, Badajoz und Valencia. Alle diese Regionen haben das Recht, ihren Cava unter Bezeichnung Cava DO zu kommerzialisieren. DO Cava bedeutet in diesem Fall jedoch keine Herkunftsbezeichnung aus einer bestimmten Region, sondern den Hinweis auf die Qualität Cava. In den Korken eines echten Cava ist ein Stern eingebrannt. Die übrigen Schaumweine, die sich nicht Cava nennen dürfen, werden als Fermentació en ampolla bzw. Fermentación en botella bezeichnet. Eine dieser Regionen, in der spanischer Cava hergestellt wird, liegt bei mir gleich um die Ecke. Es handelt sich um Requena-Utiel bei Valencia, schon seit einiger Zeit für seine ausgezeichneten Weine bekannt. Aus dieser Gegend kommt der valencianische Champagner, von dem ich hier erzählen möchte: Der Cava der kleinen, aber sehr feinen Bodega CHOZAS CARRASCAL.
Bodega Chozas Carrascal
Die Bodega der Familie López samt einer liebevoll restaurierten alten Finca aus dem 19. Jhdt,. befindet sich in San Antonio de Requena, auf halbem Weg zwischen den Orten Requena und Utiel. Auf rund 40 Hektar Weinfeldern, in Harmonie mit Mandel- und Olivenbäumen, verwirklichten sich Julián López und María José Peidro 1992 ihren Traum. Zunächst besuchten sie 13 Jahre lang die besten französischen und spanischen Bodegas, am dann endlich eine Bodega zu errichten, in der sie mit viel önologischem Fachwissen Weine nach ihrem Gusto an- und ausbauen konnten. Der renommierte französische Önologe Michel Poudou half ihnen bei den ersten Schritten. Heute ist der junge spanische Önologe Francesc Girón verantwortlich für den Wein. Wie es sich für einen Familienbetrieb gehört, arbeiten auch die Kinder Julián und María José in der Bodega fleißig mit. Im Mai 2013 konnte die Bodega ihren 10. Jahrestag feiern. Seit Oktober 2010 dürfen die Weine der Bodega Chozas Carrascal auch das Prädikat biologisch tragen, auf Spanisch vino ecológico.
Seit 2008 gibt es auch Cava bei den López. Die Trauben für den Cava Chozas Carrascal werden in der zweiten Augusthälfte morgens zwischen sechs und neun Uhr geerntet, wenn es noch schön kühl ist. Sowohl bei der Ernte als auch der Mazeration und Fermentation werden die Trauben, Chardonnay und Macabeo, getrennt behandelt. Erst Mitte Dezember findet die Coupage der beiden Traubensorten statt.  Der weitere Ausbau des Cava wird streng nach den Regeln der Méthode traditionnelle oder Méthode champenoise vorgenommen. Die brauche ich hier bei so vielen Experten ja nicht näher zu erklären.
Weinfelder der Familie López
Das Degorgieren findet statt, nachdem der Cava mindestens 15 Monate im unterirdischen Keller (cava) in Flaschen verbrachte. Das Ergebnis ist ein Cava Brut Nature Reserva mit 12,5º, der sogar mich begeistert, die ich nicht die große Cava- oder Champagnertrinkerin vor dem Herren bin. Da ich weder Wein noch Cava mit dem umfangreichen, blumigen Vokabular der professionellen Verkoster beschreiben kann, tue ich es mit meinen eigenen Worten: Der Cava von Chozas Carrascal ist strohgelb mit goldenen Reflexen. Er duftet fruchtig, intensiv und delikat, mit Anklängen an Aprikose, Äpfel und tropischen Früchten. Er schmeckt frisch und elegant und hat eine feine, lang anhaltende Perlage und ausgewogene Säure. Er der ideale Begleiter zum Aperitiv  (grüne Oliven, Austern und Caviar) oder zu Meeresfrüchten allgemein, kräftig gewürzten, spanischen Würsten oder Jamón Ibérico und Ziegenkäse,  mundet aber auch zu Seezunge, Seewolf und Seeteufel und Kaninchen. Und dieser Cava ist auch das schäumende Glück für eine rauschende Silvesternacht....
Essen bei den gastlichen López
Das Problem, wie ich eine Champagner- bzw. Cavaflasche öffne, wenn ich den Genuß des schäumenden Glücks ganz für mich alleine auskosten will, habe ich inzwischen auch gelöst. Da ich den Korken beim besten Willen nicht sanft von Hand aus der Cavaflasche herausdrehen kann, mache ich das mit einem Nußknacker. Nicht dem hölzernen Herrn mit dem harten Kinn, der in der Weihnachtszeit so manche Stube schmückt, sondern mit dem zangenartigen Nussknacker, mit dem frau fast alles aufmachen kann, nur eben keine Nüsse. Ja ich weiß, es gibt auch Champagnerzangen. Doch die Nußknackerzange war bereits in meinem Haushalt vorhanden und erfüllt ihren Öffnungsdienst in Sachen Cava vortrefflich.
Das wäre dann mein Beitrag zur Weinrallye#70, diesmal mit Cordula Eich vom Super Shoppen Schopper Blog als Gastgeberin.

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