Was in Deutschland einst ein Resteessen für altbackenes Brot war, ist in Spanien ein traditioneller Nachttisch in der Karwoche.
Arme Ritter steht auch für eine klassische, bekannte Süßspeise. Arme Ritter sind nicht nur international sondern auch uralt. Schon die Römer kannten sie.
Der römische Feinschmecker Apicius beschreibt die Zubereitung der Armen Ritter bereits vor 2.000 Jahren in seinem Kochbuch: „Zerbrich abgeriebene Siligenen (ein Weizengebäck), mache größere Häppchen, tauche sie in Milch, röste sie in Öl, übergieße sie mit Honig und serviere sie.“
Im „Buch von guter spyse“ einem Kochbuch aus dem 14. Jahrhundert, werden die Armen Ritter erstmals im deutschprachigen Raum schriftlich erwähnt „„snit denne aht snitten arme ritter und backe die in smalze nicht zu trüge.“
Die Gebrüder Grimm erwähnen das in ihrem Deutschen Wörterbuch. Die Bezeichnung Arme Ritter für die Süßspeise soll am Ende des Mittelalters entstanden sein. Da waren offenbar viele Rittergeschlechter so verarmt, daß Brot für sie das einzige bezahlbare Nahrungsmittel war.
Eine internationale Süßspeise mit vielen Namen
Schon im deutschsprachigen Raum kommen die Armen Ritter in vielen Namensversionen daher: Rostige Ritter, Weckschnitten, Gebackener Weck, Semmelschnitten, Kartäuserklöße oder Blinder Fisch werden sie genannt. Die Engländer kennen sie als Poor Knights of Windsor, die Amerikaner als French Toast, die Franzosen als Pain Perdu und die Spanier als Torrijas, in der Schweiz sagt man Fotzelschnitten, in Bayern und in Österreich sind es die Pofesen oder Pavesen.
In Portugal werden die Armen Ritter Rabanadas benannt und sind ein traditionelles Weihnachtsgebäck, das Heiligabend und über die Weihnachtstage gegessen wird.
Torrijas als sättigende Fastenspeise
In den Jahrhunderten der Existenz der Armen Ritter enstanden auch etliche Varianten, mal süß, mal pikant oder deftig. Die traditionellen Grundzutaten sind jedoch immer gleich: Altbackenes Brot in gewürzter Milch eingeweicht, in verrührte Eier getaucht und in Butterschmalz oder Öl ausgebraten.
Sehr sättigend ist die spanische Version Torrijas. Sie wird deshalb gern in der Fastenzeit gegessen. Die Brotscheiben werden zunächst in mit Zucker gesüßter und mit Zimt gewürzter Milch eingeweicht, danach in leicht geschlagenem Ei gewendet und schließlich in einer Pfanne gebraten. Zum Schluss werden sie in Weißwein, einem süßem Wein oder Likör getränkt und mit einer Mischung aus Wasser und Honig (aguamiel) beträufelt.
Arme Ritter auf Andalusisch mit Wein und Honig
16 Scheiben altbackenes Weißbrot ohne Kruste
375 ml trockener Sherry
375 ml Pedro Ximénez Wein
6 Eier
4 EL Orangenblütenhonig
1/4 l Honig
1 /4 l Wasser
1 Zimtstange
1/4 l Olivenöl
Zucker und Zimt
Sherry und Pedro Ximénez Wein in einen Topf geben und mit der Zimtstange auf kleiner Flamme solange kochen, bis die Flüssigkeit um die Hälfte reduziert ist. Zimtstange entfernen. Abkühlen lassen.
Das Brot in 1 cm dicke Scheiben schneiden. Die Eier mit etwas Zucker schaumig schlagen. Olivenöl erhitzen. Die Brotscheiben erst durch den Wein ziehen, dann durch die Eier. In reichlich heißem Olivenöl auf beiden Seiten goldbraun backen. Auf Küchenpapier legen und abtropfen lassen.
Honig und Wasser mit etwas Zucker für den Glanz auf kleinem Feuer solange kochen, bis das Honigwasser dickflüssig wird. Vom Feuer nehmen und die Torrijas damit beträufeln. Mit Zimt überpudern und sofort servieren.
Arme Ritter klassisch
300 ml Milch
2 Eier
50 g Zucker
¼ TL Zimt
6 Scheiben altbackenes Weißbrot ca. 2 cm dick
50 g Butterschmalz oder 5 EL Sonnenblumenöl
Nach Geschmack Honig oder Ahornsirup
Die Milch mit Eiern, Zucker und Zimt verrühren. Kastenweißbrot in einen tiefen Teller legen. Mit der Eiermilch übergießen und einweichen, dabei ein- bis zweimal vorsichtig wenden, bis die Milch aufgesogen ist. Die Scheiben dürfen aber nicht zu weich werden.
Butterschmalz oder Öl in einer Pfanne erhitzen. Die Brotscheiben darin portionsweise bei mittlerer Hitze von beiden Seiten in etwa 8 Min. knusprig braun braten. Auf Küchenpapier kurz abtropfen lassen.
Die Armen Ritter heiß servieren.
Wer mag, kann sie mit Honig oder Ahornsirup beträufeln. Auch Pflaumenkompott oder Apfelmus schmecken gut dazu.
Für eine pikante Version der Armen Ritter lässt man Zucker und Zimt weg und würzt die Eier-Milch mit feingehackten Kräutern und etwas Salz. Mit einem knackgen Salat ist das ein deftiges Mittaggessen.
Eher für Erwachsene ist diese alkoholische Version gedacht:
Versoffene Jungfrau
6 altbackene ca. 2 cm dicke Weißbrotscheiben
300 ml Rotwein
1 Zimtstange, 2 Nelken
1 Stück Zitronenschale
50 g Zucker
5 EL Öl
Rotwein, Zimtstange, Nelken, Zitronenschale und Zucker kurz aufkochen.In einen tiefen Teller gießen. Brotscheiben darin einweichen. Dabei das Brot einmal umdrehen.
Öl in einer Pfanne erhitzen. Eingeweichte Brotscheiben darin portionsweise von beiden Seiten in circa 8 Min. knusprig braun braten.
Die Inspiration zu einem dieser Rezept habe ich mir aus meinem G&U Kochbuch "Andalusien, Küche und Kultur" geholt.
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