Samstag, 28. April 2012

Geradezu erotisch: Stubenküken mit Bohnenkraut parfümiert

Dem Bohnenkraut schrieben schon die alten Griechen aphrodiesische Wirkung zu und brauten daraus einen Liebestrank. Obwohl auch die römischen Kräuterkundigen Bohnenkraut zu den venerischen Liebeskräutern zählten, scheint mir der römische Dichter Ovid, der immerhin dreimal verheiratet war,  nicht so ganz davon überzeugt gewesen zu sein. Schrieb er doch in Ars amatoria (Liebeskunst):

"Doch nie schone die Kraft!
Nur eines bringt Fried und Versöhnung:
Liebesumarmung: damit leugne gehabten Genuß!
Einige schlagen vor, man solle die schädliche Pflanze Saturei essen.
Das ist meines Erachtens Gift".


Ob liebeskräftig oder nicht, für mich ist der sonnenwarme Duft von Bohnenkraut stets aufs Neue betörend. Bohnenkraut ist eigentlich als simples Würzkraut für grüne Bohnen viel zu schade. Die Verwendungsmöglichkeiten sind zahlreich. Letztens hatte ich einen in Bohnenkraut und Olivenöl marinierten und dann gegrillten Ziegenkäse vorgestellt.
Am Sonntag gab es herrlich duftendes, zartes  Stubenküken mit viel Bohnenkraut. Das Kraut schob ich unter die Brusthaut und füllte auch das Coquelet damit und gab reichlich davon in die Sauce. Bald schon duftete das Bohnenkraut in meiner Küche wie ein Glücksversprechen.

Stubenküken, auch Mistkratzerle in Baden oder Mistkratzerli in der Schweiz, picantón in Spanien und Coquelet in Frankreich genannt, sind kleine, ganz junge Hühner, die weniger als 600 g wiegen. Das Fleisch ist sehr saftig, zart und wohlschmeckend. Es zergeht regelrecht auf der Zunge. Der Name Stubenküken kommt daher, daß die Bauern die ersten Küken im Frühjahr einst zum Schutz vor Kälte im Wohnbereich, in der warmen Stube hielten. Erkannte man dann ihr Geschlecht, durften die Hühner Eier legen, die Hähne kamen in den Bräter. Ursprünglich waren Stubenküken eine norddeutsche Spezialität. Ein Klassiker für Gourmets ist das edle Hamburger Stubenküken.
Sie eignen sich ausgezeichnet zum Füllen oder Backen und Braten im Ganzen. Aufgrund ihres zarten Fleischs benötigt sie nur eine relativ kurze Brat- oder Backzeit und sind gleichzeitig sehr empfänglich für Aromata.

 

Stubenküken mit Bohnenkraut parfümiert

2 Stubenküken (Coquelets)
1 großes Bund frisches Bohnenkraut
Meersalz
1 Handvoll Trockenpflaumen ohne Stein
1/4 l Weißwein
mildes Olivenöl nativ extra

Die Brusthaut des Stubenkükens mit einem Löffelstiel vorsichtig etwas lockern und anheben. Einige Bohnenkrautstiele unter die Haut schieben. Eine Handvoll Bohnenkraut in den Bauch des Stubenkükens geben. Stubenküken innen und außen mit Meersalz salzen. Huhn mit Küchengarn binden (dressieren).

Das Stubenküken von allen Seiten in heißem Olivenöl goldbraun anbraten. Mit Weißwein ablöschen. Das restliche Bohnenkraut und die Backpflaumen um das Stubenküken legen. Bei mittlerer Hitze gut zugedeckt circa 30-35 Minuten schmoren.

Vor dem Servieren das Bohnenkraut aus der Sauce entfernen.






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