Montag, 27. Mai 2013

Aus meiner Kräuterküche: Zitronenverbene und Zitronenmelisse

Zitronenverbene blühend

Die Zitronenverbene (Aloysia citrodora) auch Zitronenstrauch genannt, stammt ursprünglich aus Südamerika und wurde im 17. Jahrhundert von Spaniern nach Europa gebracht. Die spanische Bezeichnung Hierbaluisa Luisenkraut und der veraltete Gattungsname Aloysia erinnern an Maria Luisa Teresa de Parma (1751–1819), Ehefrau von König Carlos IV. von Spanien. Ihr wurden viele Liebesaffairen nachgesagt. Vielleicht verzauberte sie ihre Auserwählten mit einem aromatischen Tee aus Zitronenverbene.
Tee aus Zitronenverbene
Der Name Verbene geht auf das lateinische Wort verbena belaubter Zweig zurück. In Deutschland wird die Zitronenverbene oft fälschlicherweise Eisenkraut (Verbena officinalis) genannt bzw. damit verwechselt. Das Eisenkraut ist ein medizinisches Kraut, das praktisch keinerlei Duft ausströmt. Der intensive Duft der Zitronevebene hingegen ist unwiderstehlich. Er steckt in den Blättern der Zitronenverbene.  Bereits beim leichten Verreiben ihrer Blätter verströmt sie wahre Duftwolken an Zitrusaromen. Kein Wunder also, daß Marseiller Seifensieder damit eine der vielleicht feinsten Olivenölseifen – die Savon Verveine– parfümieren. Auch die kosmetische Industrie verwendet sie gern für Parfüme und Badezusätze.
Zitronenmelisse
Die Melisse (Melissa officinalis), wegen ihres leichten Zitronenduftes auch Zitronenmelisse genannt, gelangte schon vor Jahrhunderten aus dem Orient in den Mittelmeerraum. Heute wird sie in ganz Europa kultiviert. Benediktinermönche brachten die Melisse aus dem Mittelmeerraum nach Deutschland und bauten es in ihren Klostergärten an. Im Mittelalter war die Pflanze oft in Kloster- und Bauerngärten zu finden. Die Mönche schauten sich den Anbau und die Anwendung der Melisse bei den Arabern ab, die es von den Römern gelernt hatten. Die Römer sollen es vorher ihrerseits von den Griechen abgeschaut haben. Griechen und Römer setzten die Pflanze gegen Frauenleiden, gegen Melancholie, Skorpionstiche und Spinnenbisse ein. Im Jahr 1611 stellten die Karmeliter zum ersten Mal den berühmten Melissengeist her, der auch heute noch bei Erkältung, Migräne, Magenbeschwerden und Frauenleiden Verwendung findet. Die Melisse sollte auch darüber hinaus alles heilen können, von Hysterie und Insektenstichen über Herzschwäche bis hin zur Melancholie. Das Wort Melisse kommt von dem griechischen Wort Melitta für Honigbiene. Bienen mögen Melissenblüten. Wohl deshalb wurden früher um Bienenstöcke oft Melissen angepflanzt.


Zitronenverbene (Aloysia citrodora), auch Zitronenstrauch genannt und Melisse (Melissa officinalis), auch Zitronenmelisse, Bienenkraut, Frauenkraut, Herztrost, Zitronenkraut, Honigblume, Herzkraut, etc. genannt
Noch vor 100 Jahren war die Zitronenverbene in Europa eine beliebte Zierpflanze. Sie ist aber in der Zwischenzeit leider etwas in Vergessenheit geraten, obwohl sie eine sehr robuste Pflanze und allgemein pflegeleicht ist. Im Kübel oder in einem großen Tontopf gedeiht sie prächtig. Die weißlichen oder violetten Blüten an den Enden der Zweige erscheinen von Juli bis September. In milden Klimazonen, kann man sie auch in den Garten pflanzen. Der Strauch wird bis zu 2 m hoch. Im Kübel bleibt er meist kleiner. Er braucht viel Wasser und muss regelmäßig gedüngt werden. Zitronenverbene hat es gern halbschattig und ist nicht frosthart. Im Winter sollte sie hell stehen, sonst verliert sie ihre Blätter. Im Frühjahr muß man die Pflanze kräftig zurückschneiden. Sie treibt dann schnell und kräftig wieder aus.

In der Gastronomie verwendet man die frischen Blätter als feine Würze für Salate, Geflügel, Pilz- und Fischgerichte. Aber auch zum Würzen von Obstsalat, und Pudding, zur Bereitung von Speiseeis und herrlichen Mousses eignen sich die grünen Blätter trefflich. Verwendet werden bevorzugt frische Blätter. Da das Zitronenaroma auch beim Trocknen einigermaßen gut erhalten bleibt, kann man für Tee auch die getrockneten Blätter samt Blüten benutzen. Getrocknete Blätter müssen lichtgeschützt gelagert werden.

Zitronenmelisse kann man leicht aus Samen ziehen. Die Aussaat kann im Ende März oder im April in Töpfe beginnen,  Auch hier braucht man etwas Geduld, denn die Samen keimen häufig erst nach 3-4 Wochen. Sobald es wärmer wird, und wenn kein Bodenfrost mehr zu erwarten ist, kann man die jungen Pflänzchen auspflanzen. Da die Staude relativ groß wird und nach dem  Schneiden rasch nachwächst, kann man sich auch beim Gärtner ein oder zwei Pflanzen kaufen. Zum Anwachsen müssen die Pflanzen gut gewässert werden. Zitronenmelisse liebt Sonne, wächst aber auch an halbschattigen Plätzen recht gut. Der Boden sollte humusreich und gut wasserdurchlässig sein. Auch in Töpfen oder Kübeln kann man Zitronenmelisse kultivieren. Verwenden sollte man möglichst nur zarte junge Blätter. Die älteren Blätter schmecken manchmal etwas seifig.

Ganz besonders gut geeignet ist die Zitronenmelisse für Süßspeisen oder Desserts, sommerliche Salate und Fisch. Da Zitronenmelisse als Würzkraut eine lange Tradition, gibt es auch eine große Zahl Rezepte, vom klassischen Tee über Sirup, Pesto und Likör bis zum Gelee.

Hier ein Rezept mit Zitronenverbene:
Mousse mit Zitronenverbene auf Erdbeermark
300 ml Milch
1 gute Handvoll frische Zitronenverbenenblätter
4 Blatt weiße Gelatine
2 Eidotter
60 g Zucker
300 ml Schlagsahne
1 TL abgeriebene Zitronenschale
2 EL Zitronensaft
ein paar Zitronenverbeneblätter
Für das Erdbeermark:
300 g Erdbeeren
Zucker nach Geschmack

Milch und Verbenenblätter aufkochen. Vom Herd nehmen und zugedeckt 1 Stunde ziehen lassen.

Gelatine in kaltem Wasser einweichen. Die Verbenenmilch nochmals kurz erhitzen. Eigelb und Zucker gut verrühren. Die heiße Milch durch ein Sieb langsam unter Rühren dazugießen. Masse im heißen Wasserbad unter ständigem Rühren erhitzen, bis sie dicklich wird. Gelatine gut ausdrücken und in der Masse unter Rühren auflösen. Die Schüssel in Eiswasser stellen und rühren, bis die Creme abgekühlt ist.

Sahne steif schlagen. Sobald die Verbenencreme fest zu werden beginnt, die Sahne mit Zitronenschale und Zitronensaft unterziehen. In eine Puddingform oder Schüssel umfüllen und mindestens 4 Stunden kalt stellen.

Für das Erdbeermark die geputzten Erdbeeren mit Zucker nach Geschmack im Mixer oder mit dem Pürierstab pürieren. In den Kühlschrank stellen.

Zum Servieren vorsichtig einen Spiegel Erdbeermark auf vier Teller verteilen. Von der Mousse Nocken abstechen und auf das Erdbeermark legen. Mit Zitronenverbeneblättern dekorieren.

Hier ein Rezept mit Zitronenmelisse:

Pesto aus Zitronenmelisse
100 g frische Zitronenmelissenblätter ohne Stiel
100 g Parmesankäse
100 ml mildes Olivenöl nativ extra
20 g Pinienkerne oder geschälte Mandeln
1 kleine Knoblauchzehe oder auch nicht
Zitronensalz
Spaghetti

Knoblauchzehe häuten und zusammen mit den Zitronenmelisseblättern und den Pinienkernen grob hacken. In einen Mixbecher geben. Zusammen mit etwas Kochwasser von den Nudeln nicht zu fein pürieren. Dann mit einer Gabel das Olivenöl und den frisch geriebenen Parmesankäse unterrühren. Mit Zitronensalz und Pfeffer abschmecken. Zu den Nudeln servieren.

Und hier noch mehr Rezepte mit Zitronenverbene


4 Kommentare:

Aus meinem Kochtopf hat gesagt…

Eiei!
So viel lehrreiches hier bei Dir.
Da muss ich mir jetzt aber richtig Zeit nehmen.

Mit leckerem Gruß
Peter

Margit Kunzke hat gesagt…

@Aus meinem Kochtopf: Du weißt doch Peter, ich liebe Kräuter ;-)

Dirk Staudenmaier hat gesagt…

Ein toller Artikel ganz nach meinem Geschmack, liebe Margit! Zufällig haben wir gestern Zitronenverbene gekauft, noch ohne zu wissen, was wir damit machen. Ich habe allerdings (wir machen noch Diät) dein Rezept etwas abgeändert: Nur Milch, keine Sahne, statt Zucker Sukrin (Erythritol) und zum Aufschlagen einfach nur Luft mittels einem iSi Gourmet Whip. Noch kühlt das Ganze im Kühlschrank, aber ich bin schon sehr gespannt... :-)

Lieben Gruß, Dirk

Margit Kunzke hat gesagt…

@Dirk: Danke Dirk, es freut mich, daß Dir der Beitrag zur Zitronenverbene gefällt. Ein herrliches Kraut. Ich schreibe ja gerade eine ganze Serie über Küchenkräuter ;-)