Donnerstag, 26. September 2013

Kürbispfanne mit Meeresfrüchten und Tagetes-Kürbiskern Pesto

Jedes Jahr im Herbst freue ich mich auf die Kürbiszeit. Wir sind bekennende Kürbisliebhaber. Schon optisch ist das Angebot an verschiedenen Kürbissen auf deutschen Wochenmärkten ein Vernügen. Sie leuchten gelb, rot, orange, dunkel- und hellgrün in allen Größen und Formen. Leider ist die Kürbisauswahl auf den Wochenmärkten in meiner spanischen Zweitheimat sehr begrenzt. Den Butternut findet man fast immer, gelegentlich auch einen Muskatkürbis, und das war's dann auch schon. Da der Kürbis auch eine Frucht ist, die zum Ausprobieren immer neuer Gerichte reizt, brachte ich mir von meinem vergangenen Deutschlandbesuch ein Kochbüchlein mit, das sich nur mit Kürbissen befasst: Kürbisküche, Klassische Rezepte von Michel Brancucci und Erica Bänzinger. Wie man Kürbisse im eigenen Garten kultivieren kann, alles über Aussaat, Pflege, Erntezeitpunkt, Lagerung und die verschiedenen Kürbisarten, erfährt man neben vielen leckereren Rezepten und Küchentipps in diesem Buch, das im Walter Hädecke Verlag, Weil der Stadt 2010 in der dritten Auflage erschienen ist. Vor allem die Rezepte sind lohnenswert. Die Palette reicht von Kürbis-Linsensuppe, Kürbismuffins mit Ziegenfrischkäse über Kürbisrisotto mit weißen Bohnen, Tessiner Kürbisküchlein und Kürbis-Lauch-Quiche Kürbismuffins mit Marzipanstreuseln und Kürbisparfait.
Ein bisserl skeptisch war ich schon, als ich das Rezept für dieses Gericht las. Die Kombination von gebackenem Kürbis und Meeresfrüchten kam mir etwas abenteuerlich vor. Zudem wird im Originalrezept ein Bärlauch-Kürbiskern Pesto dazu empfohlen. Da es im Herbst aber weit und breit keinen Bärlauch gibt und ich auch gar kein Fan dieses Frühjahrskrautes bin, traute ich mich endlich einmal, Tagetesblätter für ein Pesto zu verwenden. Die habe ich garantiert ungespritzt in meinem Gärtchen.
Mit den würzig duftenden Tagetesblättern gehe ich schon lange schwanger. Ihren Namen hat die Tagetes von dem etruskischen Halbgott Tarchies oder Tages.  Targes war der etruskische Gott der Weisheit. Er soll der Sohn oder Enkel von Zeus alias Jupiter gewesen sein und dem Etrusker Tarchon die Kunst der Weissagung vermittelt haben. Tarchon wiederum hat der Sage nach mehrere etruskische Städte gegründet. Mir hätte etwas von dieser Weissagung des Targes gefehlt, denn ich hätte gern gewußt, ob man die Tagetesblätter eigentlich essen kann oder ob ich mit leichtfertiger Verwendung der Blätter die ganze Familie ausrotte. Da das Internet heutzutage die Weisheit eines Tages fast ersetzt, machte ich mich auf die Suche nach Information. Prinzipiell ist die Tagetes, auch Studentenblume genannt, nicht giftig. Nur sollen die Blätter einiger Arten recht bitter schmecken. Am besten geeignet für den Genuß sind die Blätter der Tagetes filifolia, aufgrund des Geschmacks auch als Lakritztagetes bekannt. Dann die Tagetes minuta, auch unter dem Namen Mexikanische Gewürztagetes bekannt. Ihre Blüten duften sehr stark nach Anis und Waldmeister. Die grünen Blätter sind mild im Geschmack. Peruanische Köche verwenden sie gern. Dritte im Bunde ist die Tagetes tenuifolia, die es in zwei Geschmacksvariationen gibt: die Luna Orange schmeckt nach Orangen, die Luna Limon nach Zitronen.
Da steh ich nun, ich armer Tor! Und bin so klug als wie zuvor... wie schon Goethe seinen Faust aufstöhnen lässt. Zu welcher Sorte gehören denn nun meine Tagetes? Die diversen Arten sehen sich alle so verflixt ähnlich, daß ich mir nicht sicher war. Also entschloß ich mich zum Härtetest: Früh am Morgen aß ich ein paar Tagetesblätter, die würzig nach Anis schmeckten und wartete ab. Als es mir mittags noch gut ging, bereitete ich das Pesto zu. Wir haben es überlebt! Ausgezeichnet schmeckte die Kombination von Kürbis mit Meeresfrüchten, auf die ich von alleine wohl nie gekommen wäre. Ich hatte nur zu wenig Kürbis genommen. Das Pesto passte gut dazu, wäre aber nicht unbedingt notwendig gewesen. Den Rest des guten Tagetes-Kürbiskern Pesto gibt es morgen zu selbst gemachten Kürbisspätzle.
Kürbispfanne mit Meeresfrüchten und Tagetes-Kürbiskern Pesto
650 g Kürbis (z.B. Muskatkürbis oder Butternut)
500 g gemischte Meeresfrüchte (Muscheln, Garnelen, Calamares, Gambas, etc.)
4 große Kaisergranate
1-2 Knoblauchzehen
Olivenöl nativ extra
Meersalz oder Orangensalz
1/2 TL Korianderkörner
1 Zitrone
Für das Tagetes-Kürbiskern-Pesto:
1 gute Handvoll Tagetesblätter
1/2 Bund glatte Petersilie
2 EL Kürbiskerne
1 Knoblauchzehe
circa 100 ml bestes Olivenöl nativ extra
1 EL geriebener Käse
Salz und frisch gemahlener schwarzer Pfeffer
1-2 EL Kürbiskernöl

Für das Pesto Petersilie und Tagetesblätter grob zerkleinern. Kürbiskerne in einer Pfanne ohne Fett anrösten bis sie knallen. Knoblauchzehe häuten und grob hacken. Petersilie, Tagetesblätter, Kürbiskerne und Knoblauch mit dem Pürierstab nicht zu fein pürieren. Das Pesto in eine Schüssel füllen. Mit Salz und Pfeffer abschmecken. Den Käse und das Kürbiskernöl unterrühren.

Backofen auf 220ºC vorheizen.  Kürbis je nach Größe halbieren oder vierteln, schälen und entkernen, dann in feine  Halb- bzw. Viertelscheiben schneiden. Korianderkörner im Mörser fein zerstoßen. Eine feuerfeste Form mit Olivenöl auspinseln. Die Kürbisscheiben dachziegelförmig auf den Boden der Form verteilen. Mit Orangensalz und Korianderkörnern bestreuen und mit etwas Olivenöl beträufeln. In den vorgeheizten Backofen schieben und bei 220ºC circa 10 Minuten backen.

Inzwischen die Meeresfrüchte vorbereiten. Dazu spült man sie kalt ab und tupft sie trocken. Die Form aus dem Backofen nehmen. Meeresfrüchte über die Kürbisscheiben verteilen. Mit etwas Zitronensaft und Olivenöl beträufeln und wieder für 10 Minuten in den Backofen schieben.

Die Kürbispfanne zusammen mit dem Pesto servieren.


Zu diesem feinen Gericht inspirierte mich ein Rezept aus dem Kochbuch Kürbisküche, Klassische Rezepte von Michel Brancucci und Erica Bänziger, das im Hädecke Verlag in Weil der Stadt erschien. Für Kürbisfreunde lohnt sich der Kauf dieses preiswerten und interessanten Büchleins.



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