Immer wenn ich im Herbst die ersten Esskastanien auf unserem Wochenmarkt sehe, kaufe ich sie. Meist ohne Plan, was ich damit machen will. Die Maroni lagen nun schon eine Woche in meiner Küche herum, als ich bei meiner Metzgerin frische Rinderbäckchen entdeckte. Warum nicht einmal Rinderbäckchen mit Kastanien in Rotwein schmoren?
Was mich bei Rezepten für Rinderbäckchen immer wieder irritiert, ist die oft sehr lange Schmorzeit, die angeblich zum Garen benötigt wird. Peter G. Spandl beschreibt in seinem Blog Aus meinem Kochtopf so schön, warum Rinder- oder Ochsenbäckchen so lange schmoren müssen :"Die Tatsache, dass ein Rind beim Fressen und Wiederkäuen pro Tag etwa 30.000 Kaubewegungen macht..." sei schuld daran, daß man Rinderbäckchen drei oder auch mal vier Stunden schmoren müsse, um sie weich zu bekommen, denn das viele Kauen "geht voll auf die Backen". Da frage ich mich doch, ob die spanischen Rindviecher faul sind und eher schlingen, als pro Tag 30.000 Kaubewegungen zu machen und ihre Bäckchen weniger trainieren. Denn bisher waren die Rinderbäckchen, die ich aus spanischem Rindfleisch zubereitet hatte, allerspätestens nach zwei Stunden wunderbar weich.
Mir war nach Spätzle als Beilage zumute. Ich hatte aber keine Lust, für eine Person meinen guten, alten Spätzle-Schwob in Betrieb zu nehmen und schon gar nicht, ihn hinterher mühsam zu spülen. Ein Spätzlebrett samt Schaber zählt leider nicht zu meinen Küchenutensilien. Ist aber für meinen nächsten Besuch in Stuttgart schon als Mitbringsel notiert. Deshalb improvisierte ich: Ein (zu) dickes Holzbrett mit Griff ersetzte das Spätzlebrett; ein breiter, noch ungebrauchter Spatel, den ich eigentlich zum Gipsen verwenden wollte, spielte den Schaber. Es ging erstaunlich gut, auch wenn das dicke Brett wegen seines Gewichts recht unhandlich war. Die handgeschabten Spätzle sind mir wider Erwarten gut gelungen. Die Kombination Rinderbäckchen und Maroni übrigens auch.
Rinderbäckchen mit Kastanien in Rotwein geschmort
1 kg Rinderbäckchen
1 rote Zwiebel
1 Knoblauchzehe
10 Myrtebeeren (ersatzweise Wacholderbeeren)
5 Myrteblätter
2-3 Stückchen getrocknete Orangenschale
2 Zweige Thymian
3 EL Olivenöl nativ extra
Meersalz
schwarzer Pfeffer aus der Mühle
1 Flasche trockener Rotwein (ich nahm einen Tempranillo aus Ribera del Duero, für die Rinderbäckchen braucht man gut 1/2 l, der restliche Wein ist für die Köchin)
350 g Esskastanien (Maronen)
Kastanien an den runden Seite kreuzweise einritzen. Das geht am leichtesten mit einem Tomatenmesser. In einen Topf mit kochendem Wasser legen und 5-6 Minuten kochen. Einzeln aus dem Wasser nehmen und schälen. Bei dieser Methode lässt sich die störrische Innenhaut recht gut abziehen.
Zwiebel und Knoblauchzehe häuten und fein hacken. Olivenöl in einem flachen Schmortopf erhitzen. Rinderbäckchen salzen und pfeffern. Im heißen Öl von beiden Seiten scharf anbraten. Hitze verringen. Zwiebel und Knoblauch in den Topf geben und 3-4 Minuten mitbraten. Mit Rotwein ablöschen. Myrtebeeeren und Myrteblätter, Thymian und Orangenschale zugeben. Bei maximal mittlerer Hitze zugedeckt circa zwei Stunden schmoren oder 3-4 Stunden bei deutschen Rindern. Nach etwa einer Stunde die geschälten Maroni zugeben.
Vor dem Servieren Kräuter und Orangenschale entfernen. Bei mir gab es handgeschabte Spätzle mit braunen Semmelbröseln dazu.
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