Garnelen, mit viel Knoblauch und Gewürzen mariniert, schmecken nach allem möglichen, nur nicht mehr nach Garnelen. Bei Spargel, der in einer mit exotischen Gewürzen überfrachteten Sauce serviert wird, geht der typische Spargelgeschmack flöten. In einem Rezept von Alfons Schuhbeck wird die Tomatensauce für ein Hähnchen mit 20 verschiedenen Gewürzen gewürzt. Ich habe es nachgekocht. Der Kommentar des besten aller Testesser war: " Das schmeckt auch nicht besser, als Dein Hühnchen mit einer frischen Tomatensauce !".
Angesichts dieses heillosen Durcheinanders von Aromen wird mir nur noch schwindlig, denn da wird gewürzt, was das Zeug hält. Wer viel würzt hat etwas zu verbergen. Das sagte kein anderer als der Stuttgarter Sternekoch Vincent Klink. Oder um den von mir sehr geschätzten Schweizer Kochbuchautor und Blogger Claudio del Principe zu zitieren, der auf die Frage "Was glaubst du, können die Schweizer von den Italienern lernen?" antwortete:" Die Einfachheit. Dass geschmacklicher Reichtum entsteht, wenn man Zutaten weglässt. Häufig sind Hobbyköche überambitioniert; werfen dieses und jenes in den Kochtopf. Im Buch findet man grandiose Rezepte mit lediglich zwei Zutaten. Aber sobald man anfängt, die Zutaten beliebig auszutauschen, raubt man dem Rezept die Seele und bringt sich um den einzigartigen Genuss." Das sollte man vielleicht auch den Deutschen ins Kochbuch schreiben!
Nichts gegen einen exotischen Touch und Gewürze in der Küche. Circa 70 verschiedene Gewürze und Kräuter beherberge ich in Küche und Garten. Doch zumindest ich will noch die Grundzutat herausschmecken, von dem Gericht, das ich da gerade koche. Gewürze und Kräuter sollen vor allem den Eigengeschmack des Gerichtes unterstreichen, verstärken und ergänzen, aber nicht erschlagen. Man sollte niemals so viel Gewürz oder zu viele Gewürze verwenden. Der Eigengeschmack des Gerichtes, der Suppe, des Gemüses, des Fleisches oder Fischs oder des Salates, wird überdeckt, das Gewürz schmeckt vor.
Ja aber...höre ich da manchen einwenden, was ist dann z.B. mit Curry oder Raz el Hanout. In diesen Gewürzmischungen kommen oft bis zu 20 verschiedene Gewürze vor. Bei einer Gewürzmischung wie Curry oder Raz el Hanout darf kein Gewürz die Hauptrolle spielen. Jede Zutat spielt ihren Part. Das Ganze macht dann eine komplexe und hocharomatische Mischung aus.
Das Besondere an minimalistischen Gerichten ist daß die Zutaten durch Frische und gute Qualität, regional und saisonal ausgesucht, wirklich noch ihren Eigengeschmack beibehalten. Ich plädiere für diese Schlichtheit. Es ist keineswegs simpel, Einfaches perfekt zu kochen. Das gilt z.B. für diesen frischen, regionalen und saisonalen grünen Spargel. Meine Obst- und Gemüsehändlerin Pepa hatte ihn morgens frisch aus Granada in den Laden bekommen. Mittags landete er in meiner Küche bzw. auf meinem Teller. Das erstklassige Olivenöl hatte der beste aller Testesser von seinem Kurzurlaub in Katalonien mitgebracht. Die Zitrone stammt von Nachbars Baum und das Salz war Fleur de Sel aus den nahegelegenen Salinen von Ibiza.
Grüner Spargel mit Zitrone und Olivenöl
250 g grüner Spargel pro Person
Meersalz
1 Prise Zucker
bestes Olivenöl nativ extra
1 Zitrone frisch vom spanischen Baum oder aus Amalfi
frisch gemahlener schwarzer Pfeffer oder noch besser Roter Kampotpfeffer
Maldonsalz oder Fleur de Sel aus Ibiza
Die harten Enden des Spargels abbrechen. Wasser mit Salz und einer Prise Zucker aufkochen. Die Spargelstangen ins kochende Wasser legen und je nach Dicke 6-8 Minuten kochen.
Spargelstangen aus dem Topf nehmen, kalt abbrausen, abtropfen lassen und auf einen Teller legen. Mit Zitronensaft, Olivenöl, Fleur de Sel und Pfeffer bestreuen.
2 Kommentare:
Dann musst du unbedingt Kampot-Pfeffer ausprobieren :) https://thepepperhill.com/
@Tim. Roter Kampotpfeffer gehört schon lange zum festen Bestandteil meiner Gewürze. Trotzdem danke für den Tip
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