Freitag, 8. Mai 2015

Dessert: Pudding aus Orangen und Grapfruit

Das Rezept für diesen Orangen-Grapefruit-Pudding bekam ich von meiner valencianischen Freundin Karolta. Sie ist Meisterin im Herstellen himmlischer Süßspeisen. Als ich den Pudding - in Spanien würde man ihn eher Flan nennen - anrührte, hätte ich nicht gedacht, daß er mir gelingt. Die Masse war derart flüssig, daß ich mir kaum vorstellen konnte, daß sie im Backofen fest werden könnte. Doch zu meinem Erstaunen entstand nach dem Backen ein locker-fluffiger und vor allem selbst gemachter Pudding.
Im deutschen Sprachraum versteht man unter Pudding in der Regel eine Süßspeise. Das war nicht immer so, denn der Pudding hat eine lange Geschichte, nicht nur als Süßspeise. Einst war Pudding eine Art Fleischklops, der in ein Tuch gewickelt in Wasser gekocht wurde. Heute würden wir diese Puddings eher Pastete oder Terrine nennen, denn sie enthielten vor allem Fleisch und Fisch.
Doch bevor der Pudding in Tücher gewickelt wurde, gab es im Mittelalter in England  schon die sogenannten black puddings wie Haggis und white puddings auf Getreidebasis, zu deren Herstellung immer ein Tierdarm als Hülle verwendet wurde. Im Jahr 1617 wurde in England erstmals das Puddingtuch erwähnt. Im 20. Jahrhundert wurde das Puddingtuch durch Puddingformen ersetzt.
Die Basis für Pudding war immer Rindertalg. Noch im 19. Jahrhundert wurden einfache Puddings aus Talg, Mehl und Brotkrumen in London auf der Straße verkauft. Der heute noch in der traditionellen englischen Küche servierte Steak and Kidney Pudding ist ein Relikt aus dieser Zeit. Bread pudding war eine süße Variante des Fleischpuddings, aber bei weitem nicht so beliebt wie die fleischliche Version.
Erst im viktorianischen Zeitalter wurden in England auch süße Puddings populär, was vermutlich auf den Einfluß des deutschen Prinzgemahls von Königin Viktoria zurückzuführen ist. Rezepte wie Kaiser Pudding oder Albert Pudding tauchten plötzlich auf. Den Spitznamen Pudding George trug allerdings schon der Vor-Vor-Vorgänger von Viktoria, König Georg I. aus Niedersachsen. Er liebte Pudding jeder Art. Es existiert ein Rezepte aus dem Jahr 1714 mit dem Titel King George's first Christmas pudding.
Als Stärkeprodukte wie Sago und Kartoffelstärke eingeführt wurden, verschwand der Rindertalg und die Rezepte veränderten sich. Der Milchpudding entstand und damit wurde das Wort Pudding ein Synonym für Süßspeise. Schon 1870 gab es das erste fertige, süße Puddingpulver. Das berühmte Dr. Oetker Puddingpulver kam um 1898 auf den Markt. Das Fertigpuddingpulver entwickelte sich innerhalb kürzester Zeit zum Klassiker. Bereits 1899 wurden zwei Millionen Päckchen davon verkauft. Rund 80% der deutschen Bevölkerung löffelt mittlerweile das (Erfolgs)Puddingrezept aus Stärke, Zucker und Aromastoffen in Tütchen.
Dabei geht nichts über einen selbst zubereiteten Pudding. Das ist zwar etwas arbeitsintensiver, als fertiges Puddingpulver in Milch einzrühren. Doch man wird mit einem Geschmack belohnt, den das Fertigprodukt nie erreichen wird.
Pudding aus Orangen und Grapefruit
1 rosa Grapefruit
2 Orangen
3 Eier
6 EL Zucker
150 ml Crème Fraîche
50 ml Milch
1 Zitrone
Zimt
Für die Dekoration:
Orangen- und Pomelozesten
Rosenzucker
Minzeblättchen

2 EL Zucker mit etwas Wasser in einer Pfanne karamellisieren. Ein paar Tropfen Zitronensaft zufügen, damit er nicht kristallisiert und sanft köcheln, bis der Karamell goldfarben wird. Den Karamell in sechs feuerfeste Ramequinförmchen gießen. Abkühlen lassen.

Den Backofen auf 180ºC vorheizen. Orangen und Grapefruit heiß abwaschen und abtrocknen. Mit einem Zestenreisser etwas von der Schale abziehen. In eine Schüssel geben. Orangen und Grapefruit auspressen und zum Abrieb geben. Den restlichen Zucker, Eier, Crème Fraîche und Milch zugeben und gut verrühren. Die Creme nun auf den Karamellspiegel gießen. In den Backofen schieben und bei 180ºC circa 25-30 Minuten backen.

Den Pudding aus dem Backofen nehmen und  abkühlen lassen. Im Kühlschrank mindestens vier Stunden kühlen. Dann stürzen. Mit Zimt und Rosenzucker bestreuen. Orangen- und Grapfruitzesten um den Pudding legen und mit Minzeblättchen dekorieren.

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